Mittwoch, 28. Januar 2015

Spezielle Offenbarung: Jesus Christus

Der Apostel Johannes beginnt sein Evangelium von Jesus Christus mit den Worten: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen. […] Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1, 1 – 5 und 9 - 14)

Johannes fängt also seinen Bericht nicht mit der Geburt an, sondern er beginnt bei den Anfängen dieser Welt. Noch bevor die Welt geschaffen war, da war das Wort bei Gott und es war Gott. Dieser Bericht des Johannes hat starke Anlehnung an den Bericht von der Erschaffung der Welt. Dort hat Gott durch Sein Wort geschaffen, indem Er sprach – und es geschah. Nicht durch Big Bangs oder Big Bounces oder dergleichen, sondern durch Sein Wort. Durch Jesus Christus. Dies bestätigt Paulus etwa im Brief an die Kolosser: Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. (Kolosser 1, 15 – 17)

Dieser ist also Jesus Christus. Das Wort, durch welches Gott alles geschaffen hatte. Johannes nennt Ihn auch „das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet“. Da stellt sich nun die Frage, wie das gemeint ist. Auf der einen Seite ist es so, dass jeder Mensch durch sein Gewissen eine gewisse Erleuchtung und damit auch Selbsterkenntnis hat. Weil Jesus Christus jeden Menschen geschaffen und ihm ein Gewissen gegeben hat, kann so jeder Mensch auch ein Stück von der Ewigkeit, von Gott und von sich selbst erkennen. Ein anderer Aspekt besteht aber darin, dass Jesus Christus auch auf die Erde gekommen ist – als Mensch wie wir alle. Und durch Sein Leben hat Er den Menschen einen Spiegel vorgehalten. Er hat ihnen gezeigt, dass sie alle so unendlich weit entfernt sind von dem, wozu sie geschaffen sind. Das hat häufig provoziert. Und das sagt Johannes wiederum, wenn er schreibt: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Sie verfolgten Ihn, verspotteten Ihn, bespuckten Ihn, nahmen Ihn gefangen, verließen Ihn, kreuzigten Ihn zu Tode.

Das Böse hatte gesiegt. Man hat es wohl den triumphalen Siegesschrei ausstoßen hören können. Das Wort ist tot. Gott Sohn ist tot. Doch der Teufel hatte eines nicht bemerkt: In dem Moment, als sein Triumph am größten war, hatte er unwissend Selbstmord begangen. Er hat sich mit der schlimmsten Sünde, die jemals getan wurde, selbst besiegt. Dort am Kreuz von Golgatha war der Ort, an dem die Schuld der Menschen bezahlt wurde – so dass jeder, der an Jesus Christus glaubt, nicht in die ewige Verdammnis kommt, sondern ewig mit Gott leben darf. Am Kreuz wird Gottes Zorn und Gottes Liebe am besten sichtbar: Gottes Zorn über die Sünde, welcher über Jesus Christus ausgegossen wurde – und zugleich Gottes Liebe, in welcher Er Selbst diesen Zorn zu tragen bereit war.

Viele Dinge waren schon vorher bekannt, aber in Jesus Christus werden die einzelnen Heilslinien in einer Person vereinigt: Der Hohepriester, der am Versöhnungstag nach 3. Mose 16 Gott für die Sünden des Volks Israel opfert, zugleich das Opfertier, welches die Sünden der Menschen trägt, der König der Welt, welcher als Nachkomme Davids versprochen war, der Richter der Welt aus Daniel 7,14. Der Gottesknecht aus Jesaja 52 und 53, und so weiter. Alle diese Heilslinien treten im Alten Testament einzeln auf und verlaufen zuerst parallel zueinander. Im Neuen Testament fallen sie in Jesus Christus zusammen, der das Wort Gottes ist, und somit die größte Offenbarung Gottes.

Mit dieser Botschaft hat Jesus Christus nach Seiner Auferstehung am dritten Tag Seine Nachfolger beauftragt. Die Gemeinde ist der Leib, der Körper, von Jesus Christus, der auf der Erde das ausführen soll, was Sein Wille ist. Die Gemeinde hat den Auftrag, Jesus Christus zu predigen und Menschen einzuladen, in eine persönliche Beziehung zu Gott zu kommen. Sie soll da sein für Menschen, die an ihrem Leben leiden und ihnen die Hoffnung des ewigen Lebens ohne Leid geben. Deshalb sagt Johannes auch: „Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ Kinder Gottes sind nicht einfach alle Menschen. Auch nicht einfach alle, die getauft sind. Ja, noch nicht einmal alle, die regelmäßig einen Gottesdienst besuchen. All das sind gute Sachen, aber sie machen niemanden zu einem Kind Gottes. Johannes sagt vielmehr, dass man Jesus Christus annehmen muss.

Jesus Christus möchte unser Erlöser und unser König sein. Es reicht nicht, Ihn nur als den Erlöser zu wollen. Wir brauchen Ihn auch als König. Wenn wir zu Ihm gehören, dann suchen wir nach Seinem Willen und tun das, was Er von uns möchte. Wir lassen uns von Ihm prägen und verändern. Wir beginnen, das zu lieben, was Er liebt und das zu hassen, was Er hasst. Wir lernen Ihn immer besser kennen, reden mit Ihm und hören auf Sein Wort. Dadurch werden wir immer sensibler für Seinen Willen. Diesen Prozess, in welchem wir Jesus Christus immer ähnlicher werden, nennt die Bibel Heiligung. Je weiter wir in dem Prozess voranschreiten, desto mehr wird auch unser Leben zu einem Sichtbarmachen von Gottes Wirken. Weil so viele Menschen kein Interesse haben, die Bibel zu lesen, so sollen sie halt unser Leben lesen können und sehen, wie Gott wirkt.

Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann. Es ist ja offenbar, daß ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. (2. Korinther 3, 2 - 3)

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer will gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott [ist es doch], der rechtfertigt! Wer will verurteilen? Christus [ist es doch], der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt! Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!« Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Römer 8, 28 - 39)

Mittwoch, 21. Januar 2015

Spezielle Offenbarung: Die Bibel

Wer mehr über Gott wissen will als was er in der Natur und durch sein Gewissen beobachten kann, wird nicht um die Bibel herumkommen. Sie ist die Art, wie Gott Sich entschieden hat, Sich Selbst uns Menschen zu offenbaren. Martin Luther hat festgestellt: „Wenn du Gnade willst erreichen, so arbeite darauf hin, dass du das Wort Gottes sowohl gespannt hörst, als auch dich mit Freude daran erinnerst: Das Wort, sage ich, und allein das Wort ist das Gefährt der Gnade Gottes.“ (übersetzt nach: Luther, Martin, Weimarer Ausgabe, Bd. 2, S. 509) Was Luther hier sagt, ist ungefähr Folgendes: Ohne die Bibel ist es unmöglich, Gott als gnädigen Gott kennenzulernen.

Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Die allgemeine Offenbarung in der ganzen Schöpfung und im menschlichen Gewissen kann uns im besten Fall sagen, dass Gott sehr mächtig, sehr gut, sehr perfekt, moralisch viel besser als wir ist und dass wir selbst immer wieder hinter dem Standard dieses großen Gottes weit zurückbleiben. Und jetzt geht es um die Frage, wie der Mensch zum Wissen gelangen kann, wie er vor diesem Gott am leben bleiben kann. Und hierauf gibt Martin Luther die richtige Antwort: Das Wort, die Bibel allein, ist das Gefährt der Gnade Gottes.

Der Apostel Paulus schreibt dazu: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. (2. Timotheus 3,16 – 17) Was es genau bedeutet, dass die ganze Bibel von Gott eingegeben (inspiriert) ist, wird noch im Detail an anderer Stelle zu erläutern sein. Der Apostel Petrus bestätigt die Aussage von Paulus: Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, daß keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. (2. Petrus 1, 19 - 21)

Gott hat Sich entschieden, zu Seiner Ehre die Sprache und Schrift zum Gefährt der Gnade zu machen. Er hat das Buch gewählt, um Sein Wort zu übertragen. Das Buch hat einen Anfang und ein Ende und besteht aus vielen Abertausenden von Zeichen, die man zu Sätzen zusammensetzen kann und die dadurch einen verständlichen, klaren Inhalt haben. Die Bibel ist nicht einfach ein Buch neben anderen. Sie ist nicht einfach nur der absolute Weltbestseller, sondern sie ist das nötige Werkzeug, das wir brauchen, wenn wir Frieden mit Gott bekommen wollen. Sie ist eine Bibliothek von 66 einzelnen Büchern, die jedoch alle zusammen ein ganzes Buch ausmachen. Weit über 1000 Jahre sind zwischen den früheren und den späteren Schriften – und dennoch hat das ganze Buch eine große, eine einzigartige Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte von Gottes Heilshandeln an der Welt und insbesondere an der Menschheit.

Das erste Buch beginnt mit der geschichtlichen Beschreibung der gesamten Schöpfung, das letzte Buch endet mit der Warnung davor, dass nichts Neues mehr hinzugefügt werden darf. Das Buch ist somit ein für alle Male abgeschlossen. Alles, was danach gesagt wird, muss sich daran messen lassen, ob es mit dem Inhalt der Bibel übereinstimmt oder nicht. Dass manche Leute die Bibel deshalb ablehnen, weil ihre Autorität aus ihr selbst abgeleitet werden kann, ändert nichts daran. Wir werden noch sehen, dass es genügend Gründe gibt, die auch aus externen Kriterien für die Bibel sprechen. Aber das ist jetzt nicht das Thema, das kommt erst noch.

Was ganz wichtig, dass wir daran festhalten, ist die Klarheit der Bibel. Sie ist verständlich, sie kann kapiert und korrekt wiedergegeben werden. Mose sagte zum Beispiel zum Volk Israel: Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. (5. Mose 6, 6 – 7) Das setzt voraus, dass man zuerst verstanden hat, was diese Worte überhaupt sind. Somit sind Gottes Worte einfach, klar, verständlich und brauchen keine langwierigen Zerstückelungen und Neudefinitionen. Sie müssen auch nicht an unsere Zeit angepasst oder abgeändert werden. Sie sind weder „archaisch“ noch „patriarchalisch“ noch frauenfeindlich noch sonst etwas Ähnliches. Deshalb brauchen wir an ihnen auch nicht zu zweifeln. So heißt es auch in den Psalmen: Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise. Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen. (Psalm 19, 8 – 9)

Wenn wir das Neue Testament lesen, so finden wir dort etwas Ähnliches. Jesus hat an gar keiner Stelle gesagt, dass etwas von Gottes Wort kompliziert sei. Er hat immer – egal zu wem Er gesprochen hat – auf Gottes Wort zurückgegriffen und es als selbstverständlich vorausgesetzt. Er ging sogar so weit, einmal zu sagen: Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. (Johannes 17, 17) Das war ein Gebet an Gott Vater. Er sagte nicht: Dein Wort enthält Wahrheit oder Dein Wort ist wahr, aber man muss es zuerst richtig interpretieren. Er sagte einfach: Dein Wort IST Wahrheit. Punkt.

Jetzt kommt aber die Frage auf: Warum gibt es denn trotzdem Missverständnisse? Ja, das müssen wir zugeben, es gibt immer wieder Missverständnisse. Auch als Kinder Gottes sind wir davor nicht automatisch geschützt. Es gibt zum Beispiel Missverständnisse, wenn wir bestimmte Teile der Bibel als höherwertig anschauen und andere dadurch weglassen. Als Paulus sich kurz vor seiner Gefangennahme noch einmal mit den Ältesten der Gemeinde in Ephesus traf, sagte er ihnen, dass er ihnen den ganzen Ratschluss Gottes gelehrt habe. Wenn wir etwa wie Marcion im zweiten Jahrhundert das Alte Testament ablehnen (oder es auch nur als minderwertig im Vergleich zum Neuen Testament sehen), so werden wir auf manche Missverständnisse hereinfallen. Marcion ging so weit, zu sagen, dass der Gott Israels ein böser Gott sei, der mit dem Gott des NT im Streit stehe. So weit gehen heute wohl die wenigsten (aber auch das habe ich heute schon gesehen), aber viele Menschen fallen darauf herein, dass sie sagen, dass Gott im AT ein zorniger und im NT ein liebender Gott sei. Beides ist falsch. Gott ist immer Gott und verändert sich nicht. Auch die Erlösung verändert an Gott nichts. Sie verändert nur unsere Möglichkeit, mit Gott wieder ins Reine kommen zu können. Wir sehen also, dass es gefährlich ist, nur einen kleinen Teil der Bibel zu kennen oder diesen zu überbetonen.

Und dann gibt es noch eine zweite Art von Missverständnissen. Es gibt nämlich tatsächlich Lehren, die nicht ganz einfach zu verstehen sind. So etwa die Lehre von den Letzten Dingen (Eschatologie nennt man das). Über die Dinge, die noch ausstehen von der Bibel und deren Reihenfolge zum Beispiel gibt es ganz viele verschiedene Sichtweisen. Mir sind etwa 20 verschiedene Modelle bekannt, vermutlich gibt es noch mehr. Das ist ein Thema, das wertvoll ist, sich damit zu beschäftigen, aber es wird vermutlich auch in den nächsten Jahren keine allgemeine Übereinstimmung geben. Muss es auch nicht, wichtig ist, dass man sich davon nicht dazu verleiten lässt, dass das Thema deshalb egal sei.

Die Bibel ist klar und verständlich. Das soll eine Ermutigung an uns alle sein, sie zu lesen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Keiner wird damit bis ganz ans Ende kommen und alle Fragen verstehen, aber wichtig ist, dass wir ein Leben lang in ihr forschen, lesen und uns täglich neu von ihr begeistern lassen.

Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Indem er ihn bewahrt nach deinem Wort! Von ganzem Herzen suche ich dich; lass mich nicht abirren von deinen Geboten! Ich bewahre dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht gegen dich sündige. Gelobt seist du, o Herr! Lehre mich deine Anweisungen. Mit meinen Lippen verkünde ich alle Bestimmungen deines Mundes. Ich freue mich an dem Weg, den deine Zeugnisse weisen, wie über lauter Reichtümer. Ich will über deine Befehle nachsinnen und auf deine Pfade achten. Ich habe meine Lust an deinen Anweisungen; dein Wort vergesse ich nicht. (Psalm 119, 9 - 16)

Samstag, 17. Januar 2015

Allgemeine Offenbarung: Das Gewissen

Was ist das Gewissen? Um dieses Wort ranken viele Miss- und andere Verständnisse. Es ist deshalb sinnvoll, dem Wort einmal nachzugehen. Zunächst ist es interessant, dass die Bibel im hebräischen Alten Testament kein Wort für das Gewissen kennt. Im Volk Israel war klar, dass für die Unterscheidung zwischen gut und böse sowie richtig und falsch die göttliche Ordnung (die Thora, also die 5 Bücher Mose) bekannt sein muss. Somit hat man keinen eigenen Begriff dafür gebraucht. Dennoch kennt das Alte Testament eine Art Zwiespalt im Menschen. Dieser Zwiespalt, den man durchaus als so etwas wie ein Gewissen betrachten kann, sah der Hebräer einfach als Teil des Herzens und bildete somit den Unterschied zwischen einem lauteren (reinen) Herzen und einem unlauteren (unreinen) Herzen.

In der griechischen Antike wurde erstmals ein eigenes Wort für das Gewissen verwendet. Dieses griechische Wort heißt συνειδήσις (syneidesis). Das Wort ist zusammengesetzt aus syn (mit, zusammen, gemeinsam) und einer Form des Verbs oida (wissen). Es heißt somit eigentlich „Mitwissen“. So wurde es zuerst auch gebraucht: Wenn ich Augenzeuge eines bestimmten Vorgangs geworden bin, so habe ich ein Mitwissen bekommen. Der Mitwisser ist zu einem Zeugen geworden, der den Angeklagten (den Täter des Vorgangs) entweder belasten oder entlasten konnte. Das ist der Ursprung des Wortes.

So wurde dann mit der Zeit immer mehr der innere Zwiespalt eines Menschen zum Inhalt des Wortes Gewissen. Im Menschen sind zwei verschiedene Ichs, die gegeneinander Anklage erheben oder sich gegenseitig freisprechen. Dieser Wandel der Bedeutung war im 1. vorchristlichen Jahrhundert vollzogen, damit haben wir die Basis, um den Gebrauch des Wortes im Neuen Testament zu betrachten. Die bisherige Darstellung der Geschichte des Wortes habe ich mit Hilfe des Abschnitts „synoida“ von Dr. Christian Maurer in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. VII ab S. 897 erarbeitet.

Im Neuen Testament kommt syneidesis in 22 Versen vor; davon gut die Hälfte bei Paulus. Über das erste Vorkommen kann gestritten werden, da es in Johannes 8,9 steht, wo es um die Ehebrecherin geht. Manche Bibelausleger leugnen die Echtheit diesen Berichts. Zwei Vorkommen sind in der Apostelgeschichte, einmal in 23,1 wo Paulus von seinem reinen Gewissen erzählt. Hier kann man auf die alttestamentliche Vorstellung des reinen Herzens zurückgreifen. Dasselbe gilt auch für 24,16, wo wiederum Paulus von seinem reinen Gewissen spricht.

In den Briefen von Paulus wird es interessant, vor allem in der ersten Stelle, welche auch das wichtigste Vorkommen des Wortes in Bezug auf die natürliche Offenbarung ist. Wenden wir uns also diesem wichtigen Abschnitt zu:

Denn alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden — denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden. Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, da sie ja beweisen, daß das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen — an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird nach meinem Evangelium. (Römer 2, 12 - 16)

Zuerst müssen wir uns fragen, wo dieser Abschnitt im gesamten Fluss des Römerbriefs steht. Der Römerbrief ist nämlich nicht eine Reihe von einzelnen Themen, die irgendwie aneinandergereiht sind, sondern eine riesige Abhandlung darüber, wer der Mensch ist, was sein Problem ist, wie Gott das Problem des Menschen gelöst hat und wie der Mensch zu dieser Lösung kommen kann. Diese riesige Abhandlung beginnt mit Römer 1,16 und geht bis Römer 15,13. Deshalb kann man diesen Abschnitt nicht einfach herauspicken und ihn dann so verstehen, wie es einem gerade passt. Schauen wir uns den Abschnitt im Flow des ganzen Briefs an.

Paulus geht es im ersten großen Teil des Briefs, der Römer 1,18 – 3,20 umfasst, zu zeigen, dass jeder Mensch aus sich selbst verloren ist. Jeder Mensch hinkt dem Standard, den Gott gesetzt hat, hinterher. Paulus macht klar: Die Juden, welche das Alte Testament haben, stehen vor Gott nicht besser da als die „Heiden“, also die, welche Gottes Wort nicht haben. Wie wir schon im Teil über die Schöpfung gesehen haben, ist jeder Mensch, der seine Umwelt sehen kann, ohne Entschuldigung vor Gott, denn er hat durch alles, was er sehen kann, die Möglichkeit, Gottes Existenz, Größe, Macht und Güte festzustellen. Das nimmt ihm also jede Entschuldigung. Und jetzt sagt Paulus: Noch ein Zweites gibt es, was jedem Menschen zur Verfügung steht. Ich möchte hinzufügen: Dieses Zweite gilt wohl noch umfassender für jeden einzelnen Menschen, denn so kann sich niemand mehr mit Blindheit oder anderen Problemen der Sinne entschuldigen.

Erinnern wir uns kurz: Die Juden haben gesagt, dass man Gottes Wort braucht, um das Richtige und das Falsche zu erkennen und unterscheiden zu können. Damit haben sie ein Stück weit recht: Den Willen Gottes kann man nur in Gottes Wort erkennen. Wir brauchen die Bibel dazu. Was jedoch jedem Menschen gegeben ist, das ist das Wissen darum, dass es Richtig und Falsch, Gut und Böse, Gerecht und Ungerecht überhaupt gibt. Und dieses Wissen, so sagt Paulus jetzt, dieses Wissen hat jeder Mensch tief in sich eingepflanzt. Egal wie sehr ein Gewissen abgestumpft ist, jeder Mensch hat das Verlangen, gerecht behandelt zu werden. Er hat ein Gewissen, er ist ein Mitwisser mit Gott darum, dass es Gut und Böse gibt. Und jetzt setzt Paulus noch eins oben drauf und sagt: Hey, ihr Juden, ihr braucht euch gar nichts darauf einzubilden, dass ihr Gottes Wort habt, denn in allem haltet ihr euch auch nicht daran! Also seid ihr nicht besser dran als die „Heiden“, die Gottes Wort nicht haben, sondern nur ihr Gewissen! Also bildet euch bloß nichts darauf ein!

Das ist also das Gewissen: Jeder, der das Bedürfnis hat, gerecht behandelt zu werden, weiß damit auch um die Existenz von Gut und Böse. Wer Gottes Wort nicht hat, findet in sich dennoch eine Richtschnur, die besagt, was gerecht und was ungerecht ist. Paulus fährt wieder fort und sagt: Die Menschen, die Gottes Wort nicht haben, die haben dennoch das Werk des Gesetzes in die Herzen geschrieben. Ihr Herz ist also ein Richter über ihr Leben und ihr Verhalten.

Und hier liegt noch ein weiteres Missverständnis vor: Aus diesem Abschnitt wird häufig gefolgert, dass Menschen, die ohne Gottes Wort zu kennen, aufwachsen, einfach so vor Gott bestehen könnten. Das sagt Paulus hier jedoch nicht. Paulus sagt lediglich: Der Mensch hat ein Gewissen, das jede seiner Handlungen beurteilt und entweder als richtig oder als falsch einstuft (ob das jetzt mit Gottes Maßstab übereinstimmt, bleibt fraglich). Da aber jeder Mensch früher oder später das schlechte Gewissen kennenlernt, wird jeder durch sein schlechtes Gewissen vor Gott verurteilt. Es geht in dem Abschnitt also nicht darum, wie jemand vor Gott gerecht sein kann – im Gegenteil – es geht lediglich darum, dass am Ende jeder mit einem Scherbenhaufen vor Gott stehen wird. Wie man diesen Scherbenhaufen loswerden kann, darum geht es erst ab Römer 3,21.

Die Schöpfung Gottes und das Gewissen des Menschen, diese zwei Dinge zusammen bilden die natürliche Offenbarung. Johannes Calvin schreibt dazu wieder sehr treffend:

Man kann aus diesem Vers also nicht gut einen Beleg für die Kraft unseres Willens herauslesen, als wollte Paulus sagen, die Befolgung des Gesetzes sei in die Kraft unseres Willens gestellt; er redet auch nicht von dem Vermögen, das Gesetz zu erfüllen, sondern lediglich von dessen Erkenntnis. Vollends steht das Wort „Herz“ hier nicht für den Sitz der Affekte, sondern wird nur in dem Sinne von Einsicht gebraucht […]. Außerdem darf man daraus nicht schließen, die Menschen verfügten von sich aus über die vollständige Erkenntnis des Gesetzes, wo doch ihrem Geist, was die Gerechtigkeit anlangt, höchstens ein paar Samenkörner eingepflanzt sind. Dazu gehört, dass ausnahmslos alle Völker sich religiöse Institutionen schaffen, dass sie Ehebruch, Dienstahl und Mord nach Gesetzen strafen oder sich in Handelsgeschäften auf Treu und Glauben verlassen. Es ist ihnen, wie sie damit bezeugen, offenbar nicht verborgen, dass man Gott verehren muss, dass Ehebruch, Diebstahl und Mord ein Übel, Redlichkeit hingegen etwas Lobenswertes ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie sie sich Gott vorstellen oder wie viele Götter sie sich zurechtlegen. Es reicht, dass sie erkennen: Es gibt einen Gott, dem sie Verehrung und Dienst schulden.“ (Calvin, Johannes, Studienausgabe, Römerbrief Bd. 1, S. 127)

Dienstag, 13. Januar 2015

Allgemeine Offenbarung: Die Schöpfung

Wir haben bereits gesehen, dass Gott Sich auf verschiedene Art und Weise offenbart. Man unterteilt den Bereich der Selbstoffenbarung Gottes in zwei Teile, von denen jeder wieder aus zwei Teilen besteht. Hierbei unterscheidet man die allgemeine Offenbarung von der speziellen Offenbarung. Die allgemeine Offenbarung besteht aus den beiden Hauptteilen Schöpfung und Gewissen, die spezielle Offenbarung aus den Teilen Bibel und Jesus Christus. Etwas geordneter sieht das so aus:

1. Allgemeine Offenbarung
1.1. Schöpfung
1.2. Gewissen
2. Spezielle Offenbarung
2.1. Bibel
2.2. Jesus Christus

Heute möchte ich mich auf den ersten Teil des ersten Teils beschränken: Wie kann der Mensch Gott in der Schöpfung erkennen?

Paulus beginnt seine Erklärung des Evangeliums im Römerbrief mit einer Erklärung dazu: Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 18 - 24)

Mit anderen Worten: Jeder vernünftige Mensch, der die Welt anschauen kann, hat die Möglichkeit, Gott als Schöpfer darin zu erkennen. Er muss es nicht zwingend, denn er kann die Wahrheit auch verdrängen und unterdrücken. Wer das tut, dessen Herz wird immer mehr verdunkelt, bis er nur noch die Schöpfung sehen kann. Der Mensch, der so gegen Gott und gegen das Zeugnis seines eigenen Lebens rebelliert, bis er davon blind und verblendet ist, hat die Strafe für seine Rebellion gegen Gott wohl verdient. Eigentlich wird dann jede Zelle seines Körpers, jeder Stern im Universum und jedes Blatt, das im Herbst von einem Baum fällt, zum Zeigen gegen diesen Menschen, denn alles „schreit“ auf seine Art: „Schau mich an! Ich bin geschaffen! Ich habe einen Schöpfer, der mich geplant, gewollt und gemacht hat!“

Immer mehr Leute versuchen mit aller Kraft, diese Erkenntnis, die natürliche Offenbarung, mit aller Kraft zu unterdrücken. Etwa Richard Dawkins schreibt in seinem Buch „Der Gotteswahn“ sehr anschaulich, wie das praktisch gemacht wird: „Ein Atheist oder philosophischer Naturalist in diesem Sinn vertritt also die Ansicht, dass es nichts außerhalb der natürlichen, physikalischen Welt gibt: Keine übernatürliche kreative Intelligenz, die hinter dem beobachtbaren Universum lauert, keine Seele, die den Körper überdauert, und keine Wunder außer in dem Sinn, dass es Naturphänomene gibt, die wir noch nicht verstehen. Wenn etwas außerhalb der natürlichen Welt zu liegen scheint, die wir nur unvollkommen begreifen, so hoffen wir darauf, es eines Tages zu verstehen und in den Bereich des Natürlichen einzuschließen.“ (Dawkins, Richard, Der Gotteswahn, S. 25f)

Davon abgesehen, dass diese Worte von Dawkins voll unnötiger Polemik sind (etwa dann, wenn er die übernatürliche Intelligenz hinter dem Universum „lauern“ lässt), sehen wir hier die Praxis dessen, was Paulus im Römerbrief beschrieben hatte: Der gottlose Mensch klammert von Anfang an jede Möglichkeit Gottes in seinem Denken aus und ist deshalb dazu verdammt, seine Herkunft und die Herkunft des ganzen Universums auf magische Art erklären zu müssen. Denn: Aus nichts kommt nichts! Nun gut, vielleicht kann man den großen Glauben eines Herrn Dawkins auch bewundern.

Da ist doch die Erklärung Johannes Calvins viel vernünftiger: „Höchstes Ziel des seligen Lebens ist nun die Erkenntnis Gottes. Niemandem sollte der Zugang zur Seligkeit verschlossen bleiben; deshalb hat Gott nicht nur dem Menschenherzen das geschenkt, was wir den Keim der Religion nannten. Er hat sich auch derart im ganzen Bau der Welt offenbart und tut es noch heute, dass die Menschen ihre Augen nicht aufmachen können, ohne ihn notwendig zu erblicken. Sein Wesen zwar ist unbegreiflich, so dass seine Gottheit allem Verstehen der Menschen völlig unerreichbar ist. Aber er hat den einzelnen Werken zuverlässige Kennzeichen seiner Herrlichkeit eingeprägt, und diese sind so deutlich und eindrücklich, dass auch den unkundigsten und unverständigsten Menschen jede Entschuldigung mit Unwissenheit unmöglich gemacht ist.“ (Calvin, Johannes, Institutio deutsch, 1. Buch, 5. Kapitel, Teil 1)

Eine zweite interessante Frage stellt sich dabei: Was kann der Mensch unabhängig von seiner Kenntnis der Bibel aus der Schöpfung über den einen, lebendigen Gott wissen?

Der Schöpfergott muss ein mächtiger Gott sein. Wer das Universum betrachtet, kommt sich klein vor. Das ist nicht erst so, seit wir Teleskope haben. Schon lange davor haben die Menschen in den nächtlichen Sternenhimmel geschaut und haben darüber gestaunt. Doch je mehr man über die Weiten des Universums weiß, desto mehr Grund zum Staunen gibt es. Der Gott, der das alles geschaffen hat, muss wirklich groß und mächtig sein.

Der Schöpfergott muss ein exakter Gott sein. Wenn man bedenkt, wie viele Konstanten ganz genau stimmen müssen, damit das Leben auf dem Planeten Erde überhaupt möglich wird, so entdeckt man, dass dahinter ein ganz exakt ausgeführter Plan stecken muss. Spätestens hier wird deutlich, wie weit der Mensch hinter dem Standard zurückbleibt, den der Gott, der alles erschuf, gesetzt hat.

Der Schöpfergott muss ein guter Gott sein. Alles, was geschaffen ist, trägt trotz all der Zerstörung durch den Sündenfall noch immer so viel Harmonie und Schönheit in sich, dass das Auge – wohin es auch immer sieht – zerbrochene Schönheit erkennen kann. So wird deutlich, dass der jetzige Zustand nicht von Anfang an so gewesen sein kann. Doch den Erlösungsweg gibt es nur in der speziellen Offenbarung.

Johannes Calvin schreibt weiter über die Schöpfung: „Ein solches Wissen um Gott muss uns zur Verehrung Gottes reizen und zugleich auch die Hoffnung auf ein ewiges Leben in uns erwecken und aufrichten.“ (Institutio, 1. Buch, 5. Kapitel, Teil 10) Doch gibt es da ein Problem: „Jedoch wie hell und klar uns auch der Herr sich selbst und sein ewiges Reich im Spiegel seiner Werke vor Augen stellt – wir bleiben doch in unserem großen Stumpfsinn stets blind gegen solche Bezeugungen, so dass sie in uns ohne Frucht bleiben.“ (Ebd. Teil 11)

Der Mensch unterdrückt sein Wissen, verschließt die Augen, klammert jede Möglichkeit aus, um nicht zugeben zu müssen, dass die Realität, mit der wir jeden Tag konfrontiert sind, immerzu auf den einen mächtigen und lebendigen Schöpfergott hinweist. Richard Dawkins, dessen Buch ich oben zitierte, hat vor kurzer Zeit den Rat gegeben, dass Kinder mit dem Down-Syndrom abgetrieben werden sollen. Es gab einen Aufschrei deswegen und er hat sich dafür entschuldigt. Doch im Grunde genommen war dieser Vorschlag total in Übereinstimmung mit seiner Weltanschauung. Dennoch muss sich Dawkins dann auch die Frage gefallen lassen, warum er zur Abtreibung während der Schwangerschaft rät, nicht aber zu einer postnatalen „Abtreibung“. Ein Kind ist für ihn ein Kind, ein Mensch, eine Art seelenlose Maschine. Warum ist er hier so inkonsequent? Warum schützt er das Leben des Kindes dann nicht, wenn es noch ganz hilflos in der Mutter ist, aber nach der Geburt schon? Auch ein Richard Dawkins kommt hier nicht darum herum, sein inneres Wesen auszuleben, in dem er nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und deshalb einen Sinn für Gerechtigkeit besitzt. Es ist einfacher, Leben auszulöschen, solange man dies auf einen Knopfdruck machen kann. Sei es bei einem Drohnenangriff oder beim Absaugen eines Kindes im Mutterleib. Wenn man dem Gegenüber dabei in die Augen schauen muss, ist es immer viel schwerer. So beweist auch der Atheist durch sein Leben, dass seine gesamte Weltanschauung nicht dazu fähig ist, ihm durch alle Teile seines Lebens zu helfen, sondern auch er in seinem Tun immer wieder inkonsequent sein muss. Möge Herr Dawkins eines Tages seine Augen öffnen und den Schöpfergott erkennen, der alles – ihn inklusive – geplant, gewollt und geschaffen hat.

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. Es fließt die Rede Tag für Tag, Nacht für Nacht tut sich die Botschaft kund. Es ist keine Rede und es sind keine Worte, deren Stimme unhörbar wäre. Ihre Reichweite erstreckt sich über die ganze Erde, und ihre Worte bis ans Ende des Erdkreises. Er hat der Sonne am Himmel ein Zelt gemacht. (Psalm 19, 2 - 5)

Samstag, 10. Januar 2015

Göttliche Offenbarung – Die Frage nach der letzten Autorität

Unsere Welt befindet sich heute in einer dunklen Nacht auf einem riesigen Marktplatz. Überall sind Menschen zu sehen, die eine Laterne mit sich herumtragen, doch alle sind dunkel. Diese rufen alle: Kommt zu mir! Ich habe es kapiert! Ich werde euch helfen! Jeder von diesen versucht, der Lauteste zu sein, denn je lauter einer ist, desto mehr Menschen werden ihn hören und versuchen, zu ihm zu kommen. Dabei stoßen sie immer wieder aneinander und fallen zu Boden. Sie streiten sich, rappeln sich wieder auf und laufen weiter, bis sie vom Nächsten zu Boden gestoßen werden.

In diese Situation hinein, auf diesen „Jahrmarkt der Eitelkeiten“, hat Jesus Christus Seine Gemeinde gestellt und gesagt: Ihr seid das Licht der Welt! Er hat uns Sich Selbst gegeben und gesagt: Ich bin das Licht der Welt. Und wir können das Licht der Welt sein, weil Er durch Seinen Heiligen Geist bei uns ist. Und das Licht, das Er uns gegeben hat, ist Sein Wort, die Bibel. Sie dient dazu, dass wir Menschen sehen können. Aber leider wollen viele Menschen nicht sehen, denn wenn sie sehen müssen, so können sie sich selbst erkennen – und was sie da sehen, gefällt ihnen nicht: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen (Galater 5,19-21) So wollen viele Menschen lieber im Dunkeln bleiben. Auch das hat uns Jesus Christus gesagt: Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. (Johannes 3, 17-19)

Jetzt hat die Gemeinde Jesu Christi zwei verschiedene Möglichkeiten, wie sie auf dieses Problem reagieren kann. Entweder sie hält ihr Licht hoch und nimmt in Kauf, dass sie von vielen Menschen verspottet, gekränkt und verlassen wird, aber dass eine kleine Zahl von Menschen sich zum Licht hingezogen fühlt, ihre Herzen von Gott geöffnet wurden und sie eine echte Veränderung in ihrem Leben möchten. Oder sie kann ihr Licht auslöschen und in den allgemeinen Wettbewerb um das lauteste Geschrei einstimmen. Wo die Gemeinde Jesu Christi den Anspruch, den Jesus Christus erhebt, verleugnet und die biblische Lehre von der absoluten Glaubwürdigkeit und Fehlerlosigkeit der Bibel aufgibt, hat sie ihr Licht ausgelöscht und den Menschen in der Dunkelheit nicht mehr zu sagen als alle anderen Marktschreier auch.

Zur Zeit Jesu gab es eine ähnliche Situation: Eine ganze Gruppe von Schriftgelehrten und Rabbinern hat dem übrigen jüdischen Volk die damalige Bibel, das Alte Testament, erklärt und ausgelegt. Weil es immer wieder Fragen dazu gab, wie man all diese 613 Gebote und Verbote halten kann, hat man neue Regeln zur Textauslegung gemacht: Um jedes Gebot herum wurde ein „Zaun“ aus anderen Geboten gemacht, um das Volk davor zu schützen, dem Gebot selbst zu nahe zu kommen. Es wurde zum Beispiel festgelegt, wie weit man am Sabbat gehen durfte, ohne dass dies als Ausübung eines Berufs gerechnet werden konnte. Und so weiter. Und dann kam Jesus und hielt die Bergpredigt. In einem Teil davon ging er auf verschiedene dieser menschengemachten Gebote ein, zitierte sie und setzte dann diesem Menschengebot das richtige, biblische Gebot, gegenüber. So sagte Er immer wieder: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde … (Menschengebot) … Ich aber sage euch … (Gottes Gebot). Das ist heute häufig nicht viel anders. Nur sind es heute oft keine Rabbis mehr, sondern andere „Schriftgelehrte“.

Sie präsentieren einen Gott, welcher den Menschen gefällt. Einen Gott, der sich Liebe nennt, aber in Wirklichkeit einfach nur allem gleichgültig zuschaut. Einen Gott, der nicht alles weiß, sondern darauf verzichtet, alles zu wissen, weil wir ja sonst – so wird dann gern behauptet – gar keinen freien Willen mehr hätten. Einen Gott, dessen Wort Fehler enthält und das man deshalb zuerst mit dem Menschenverstand prüfen müsse. Einen Gott, der zu schwach ist, dafür zu sorgen, dass wir sein Wort ohne Fehler in den Händen halten und verstehen können. Einen Gott, dessen Wort in jeder Generation etwas ganz anderes bedeuten kann – und manchmal auch das Gegenteil von früher. Einen Gott, den man nicht verstehen kann, sondern ihm immer nur im Gespräch mit anderen zusammen näher kommen.

So ist es ganz wichtig, dass wir immer wieder unsere Haltung zu Gottes Wort prüfen. Wo wir es für fehlerhaft halten oder es nur als eine von mehreren Quellen der Wahrheit halten, sind wir auf einem gefährlichen Kurs. Dass es noch weitere Hinweise auf Gott gibt, ist klar. Aber wer diesen Gott kennenlernen möchte, wird nicht um die Bibel herum kommen. Dass es Gott gibt, kann jeder Mensch auch durch zwei Quellen der sogenannt „natürlichen Offenbarung“ erkennen: Durch alles, was Gott geschaffen hat und durch sein Gewissen. Doch um den Charakter und den Willen des einen lebendigen Gottes zu kennen, braucht es die „spezielle Offenbarung“. Diese finden wir in Gottes Wort, der Bibel von 1. Mose 1,1 – Offenbarung 22,21. Da haben wir Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe das irrtumslose und unfehlbare Wort Gottes.

Jemand, dem Jesus Christus eh schon egal ist, wird nicht auf Gottes Wort hören. Aber für jeden, der sich Christ nennt oder sich als Nachfolger Jesu Christi sieht, ist diese Sache von unendlich großer Wichtigkeit: Gottes Wort ist die Wahrheit (vgl. Johannes 17,17). Und damit ist jeder Unglaube an Gottes Wort auch Unglaube gegenüber Gott und Ungehorsam gegen Gottes Wort ist somit auch Ungehorsam gegen Gott. Für jeden Christen ist somit Gottes Wort die letztgültige Autorität im Leben und wer diese Autorität untergräbt, macht sich mitverantwortlich, anderen Menschen die Türe zu Gott zu verschließen.

Die Bibel ist zwar nicht zwingend notwendig, damit der Mensch wissen kann, dass Gott existiert und alles (inklusive uns Menschen) geschaffen hat, aber sie ist absolut notwendig, wenn wir mehr über diesen Gott und über den Sinn der geschaffenen Welt (inklusive uns) wissen wollen. Der oben genannte Marktplatz ist voll von Menschen, die nicht wissen, wozu sie leben. Sie müssen sich ständig selbst erfinden oder versuchen, die Frage nach dem Sinn zu verdrängen. So ist die Menschheit gefangen in einer besessenen Suche nach dem Sinn oder in einer besessenen Suche nach der Verdrängung dieser Frage. Erst durch Gottes Wort kann diese Suche ein Ende finden: Wo Menschen ihre Bedürftigkeit der Erlösung von ihrer persönlichen Schuld durch die Sünde einsehen und sich an Gott als ihrem Erlöser zuwenden. So sind wir auf diesen Marktplatz gestellt mit dem Befehl Jesu Christi:

Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen. (Matthäus 28,18-20)

Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. (Markus 16,15-18)

So steht es geschrieben, und so mußte der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon! (Lukas 24,46-48)

Dienstag, 6. Januar 2015

Theologie, Philosophie, Apologetik

Wenn wir über unseren Glauben nachdenken, ihn verstehen wollen und versuchen, ihn erklärbar zu machen und dafür zu argumentieren, dass es vernünftig ist, zu glauben, dann greifen wir auf einige verschiedene Gebiete zurück. Dabei brauchen wir aber keine Angst vor Fremdwörtern oder überaus komplexen Erklärungen zu haben. Wenn jemand eine Sache nicht auch einfach und verständlich erklären kann, so hat er sie wohl noch nicht verstanden und sollte noch einmal seine Hausaufgaben erledigen. Mein Ziel ist es, dass hier jeder, der möchte, mitlesen und mitreden (bzw. -schreiben) kann. Sollte also etwas zu kompliziert erklärt sein oder sollte ich einmal unerklärte Fachwörter benutzen, bitte immer sofort melden. Auch hierzu kann das Formular an der Seite genutzt werden – oder die Kommentarfunktion.

Heute möchte ich auf die drei wichtigsten Gebiete eingehen, die uns bei diesen Fragen beschäftigen werden: Theologie, Philosophie und Apologetik.

1) Theologie
Im engeren Sinne ist die Theologie die Rede von Gott, also das Sprechen über Gott. Im weiteren Sinne ist damit alles gemeint, was wir von Gott und über Gott wissen können. Der Theologe Albertus Magnus, der im Mittelalter lebte, sagte das sehr schön: „Theologie wird von Gott gelehrt, Theologie lehrt über Gott, Theologie führt zu Gott“. Dieser dreifache Satz sagt zunächst, dass nur das Theologie sein kann, was Gott Selbst uns Menschen lehrt. Deshalb beschäftigt sich die Theologie mit Gottes Wort, der Bibel. Die Theologie lehrt aber auch über Gott, also sie sagt uns, was wir von Gott wissen können. Drittens führt uns die Theologie auch zu Gott. Auf jeden Fall ist das ihr wichtigstes Ziel. Theologie, die nicht zu Gott führt, hat diesen Namen nicht verdient. Die Theologie ist somit der Bereich, der sich damit befasst, was unseren Glauben ausmacht.

Zugleich schaut die so verstandene Theologie mit einem Auge auch auf die Geschichte der Theologie (Historische Theologie), besonders wenn es um die Frage geht, wie bestimmte Themen formuliert werden sollen. Manchmal sind auch außerbiblische Begriffe hilfreich, um bestimmte Dinge auszudrücken. Etwa das Wort „Dreieinigkeit“ kommt in der Bibel nirgends vor, doch das Konzept, welches hinter dem Wort steckt, nämlich dass Gott ein Gott in drei Personen und drei Personen in einem Gott ist, lässt sich aus zahlreichen Stellen der gesamten Bibel herleiten und ist deshalb sehr wertvoll, um von Gott zu reden. So bekommt auch die geschichtliche Entwicklung der einzelnen biblischen Lehren einen Platz in der Theologie.

2) Philosophie
Ein zweites wichtiges Gebiet ist dabei aber auch die Philosophie. Und jetzt müssen wir gut aufpassen: Viele Christen haben Angst vor dem Wort Philosophie, denn Paulus schreibt ja: „Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.“ (Kolosser 2,8) Hier ist mit der Philosophie eine Spekulation gemeint, die rein auf menschlichem Denken beruht und nicht bereit ist, den Verstand dem Wort Gottes unterzuordnen. Doch Philosophie muss nicht zwingend so sein. Der amerikanische Philosoph Alvin Plantinga definiert Philosophie als ein „scharfes Nachdenken über eine bestimmte Sache“. Und über eine bestimmte Sache scharf nachzudenken ist keinesfalls etwas Verwerfliches. Im Gegenteil – über die richtigen Dinge scharf nachdenken und dabei die Bereitschaft haben, von Gott und Seinem Wort auszugehen und darüber nachzudenken ist ein Denken zu Gottes Ehre.

Wenn man vom Wortursprung herkommt ist das griechische Wort philo-sophia sogar etwas zutiefst Biblisches. Wörtlich übersetzt heißt es „Liebe zur Weisheit“, und wir wissen ja: „In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.“ (Kolosser 2,3) Mit „ihm“ ist hier Jesus Christus gemeint, in welchem alle diese Schätze verborgen sind. Somit ist die echte Philosophie auch immer eine Philosophie zur Ehre Gottes. Sie ist scharfes Nachdenken über die Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, die in Jesus Christus verborgen sind.

3) Apologetik
Worte, die mit Apologetik verwandt sind, kommen in der Bibel einige Male vor; gemeint ist damit immer eine Rede zur Verteidigung. So muss Paulus sich vor Agrippa verteidigen: „Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich zu reden! Da streckte Paulus die Hand aus und verteidigte sich so [...]“ (Apostelgeschichte 26,1) Ein Wort mit demselben Ursprung hat auch Petrus verwendet: „Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, mit Sanftmut und Ehrerbietung.“ (1. Petrus 3,15).

John Frame gibt in seinem Buch „Apologetics for the Glory of God“ (Apologetik zu Gottes Ehre) auf den Seiten 2 - 3 drei Arten der Apologetik an: 1. Apologetik als Beweis (man präsentiert eine gute und vernünftige Grundlage, um zu beweisen, warum es sehr wahrscheinlich ist, dass der christliche Glaube wahr ist), 2. Apologetik als Verteidigung (man versucht, die Angriffe von Nichtchristen zu beantworten) und 3. Apologetik als Angriff (man greift die Torheit des Unglaubens und dessen Unwahrheit an).

Es gibt noch ein viertes Gebiet, das ich ganz am Rande erwähnen möchte. In Anlehnung an Gregory Koukls Buch „Tactics – A Game Plan for Discussing your Christian Convictions“ könnte man das Gebiet „Taktik“ oder auch „Gesprächsführung“ nennen. Es hat mit Menschenkenntnis und einer Portion Psychologie zu tun. Wir wollen ja nicht, dass sich der Andere sofort in die Ecke gedrängt fühlt, sonst macht er dicht und ist nicht mehr bereit, offen zuzuhören, was man ihm zu sagen hat. Koukl schlägt deshalb vor, dass man vor allem mit Fragen arbeiten soll. Das ist in vielen Fällen ein wertvoller Tipp. Aber auch für andere Gespräche, in denen man selbst gefragt ist, Antworten zu geben, ist es gut, wenn man weiß, wie man dabei am Besten vorgehen kann.

Wandelt in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und kauft die Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.“ (Kolosser 4, 5 - 6)

Freitag, 2. Januar 2015

Ist Systematische Theologie für alle Gläubigen wichtig?

Wenn wir unseren Glauben verstehen wollen, so wird kein Weg an der Systematischen Theologie vorbeiführen. Und darum wird es heute gehen. Deshalb möchte ich zunächst einmal definieren, was Systematische Theologie ist. Ich nehme dazu die hilfreiche Definition von Wayne Grudem:

Systematische Theologie ist jede Studie, welche die Frage beantwortet: „Was lehrt uns die Bibel heute?“ zu jedem gegebenen Thema. (Wayne Grudem, Systematic Theology, S. 21)

Das heißt also, dass sich die Systematische Theologie damit beschäftigt, zu sammeln und auszuwerten, was uns die gesamte Bibel zu einem bestimmten Thema zu sagen hat. Und deshalb kommen wir zur heutigen Frage:

Ist denn diese Systematische Theologie für alle Gläubigen wichtig und wenn ja, warum?

Ich zähle hier einige Gründe auf, weshalb ich der Meinung bin, dass sich jeder Gläubige (und nach Belieben natürlich auch jeder Andere) damit befassen sollte. Es ist dann die Aufgabe eines jeden Einzelnen, sich zu fragen, ob die Gründe ausreichen und was die Konsequenzen davon sind.

1) Jeder Christ ist ein Theologe – die Frage ist, ob seine Theologie korrekt ist
Ich bin jetzt mal ganz frech und unterstelle einfach, dass jeder und jede Gläubige immer wieder Aussagen macht, welche aus der ganzen Bibel entfaltet worden sind. Zum Beispiel: „Die Bibel sagt, dass jeder, der an Jesus Christus glaubt, gerettet wird.“ Oder: „Die Bibel sagt, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird.“ Oder: „Gott möchte nicht, dass wir lügen.“ Das sind alles Aussagen, die aus der Gesamtheit der Bibel gewonnen werden. Somit macht jeder Gläubige Aussagen, die der Systematischen Theologie – dem Studium der ganzen Bibel und dem Zusammensetzen verschiedener Bibelstellen zu einer gemeinsamen Aussage – entspringen. Die Frage dabei ist lediglich, ob unsere Theologie korrekt ist. Ob wir zu unserem Thema tatsächlich alle notwendigen Bibelstellen gesichtet, ausgewertet und korrekt zusammengestellt haben. Deshalb ist die Systematische Theologie wichtig.

2) Weil das richtige Handeln richtiges Denken voraussetzt
Mein zweiter Grund ist sehr praktischer Natur. Bevor ein Mensch wissen kann, was in einer bestimmten Situation das Richtige ist, was er tun sollte, muss er zuerst wissen, was denn nun das Richtige ist. Ohne korrektes – wohlüberlegtes – Denken kann es auch kein korrektes Handeln geben. Deshalb schreibt Paulus im Brief an die Römer: Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“ (Römer 12,2)

3) Weil wir dadurch Gott besser kennenlernen können
Gott hat uns nebst der ganzen Schöpfung und unserem menschlichen Gewissen vor allem die Bibel gegeben, damit wir Ihn kennenlernen können. Er hat natürlich noch andere Wege, um mit uns zu kommunizieren, aber Er hat uns a) keinen anderen Weg versprochen, auf dem Er mit uns kommunizieren will und b) keinen anderen Weg gegeben, um im Glauben wachsen zu können. Wenn wir uns also wünschen, Ihn besser zu kennen, dann haben wir keine andere Möglichkeit von uns aus gesehen, als zur Bibel zu gehen und Ihn über das Lesen und das systematische Studieren der Theologie besser kennenzulernen. Wenn es uns natürlich egal ist, wie gut wir Gott kennen, können wir auch darauf verzichten.

4) Weil dies eine Art ist, wie wir Gott lieben können
Jesus bestätigte es als wichtigstes Gebot, Gott zu lieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!“ (Markus 12,30) Das angestrengte und exakte Nachdenken über Gott ist somit eine Art, wie wir Gott mit unserem Verstand lieben können. Es gibt heute leider eine Tendenz von Menschen, die sagen: Also ich bin da eher ein Gefühlsmensch, ich liebe Gott mit meinem Gefühl; und deshalb vernachlässigen sie schnell das Lieben mit dem Verstand. Das ist sehr schade, denn diese Einseitigkeit führt immer zum Ungehorsam, weil nicht jeder Teil unseres Lebens dem Willen Gottes untergeordnet wird.

5) Damit wir im Glauben gestärkt und auferbaut werden und wachsen können
Paulus beschreibt das im Brief an die Gemeinde in Ephesus: Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten. Er gab Evangelisten, Hirten und Lehrer, damit sie die, die Gott geheiligt hat, zum Dienst ausrüsten und so der Leib des Christus aufgebaut wird mit dem Ziel, dass wir alle die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes erreichen; dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt. Dann sind wir keine unmündigen Kinder mehr, die sich vom Wind aller möglichen Lehren umtreiben lassen und wie Wellen hin- und hergeworfen werden. Dann fallen wir nicht mehr auf das falsche Spiel von Menschen herein, die andere hinterlistig in die Irre führen. Lasst uns deshalb fest zur Wahrheit und zur Liebe stehen und in jeder Hinsicht zu Christus, unserem Haupt, hinwachsen. Von ihm her wird der ganze Leib zusammengefügt und durch verbindende Glieder zusammengehalten. Das geschieht in der Kraft, die jedem der einzelnen Teile zugemessen ist. So bewirkt Christus das Wachstum seines Leibes: Er baut sich auf durch Liebe.“ (Epheser 4, 11 - 16) Ein wichtiges Ziel der Systematischen Theologie ist genau dieses, nämlich dass unser Glaube wachen kann, dass wir auferbaut und gestärkt werden und nicht mehr „von jedem Wind der Lehre hin- und hergeworfen“ werden.

6) Damit wir bereit werden, anderen von unserer Hoffnung im Leben zu erzählen
Wenn wir uns in der Tiefe mit Gottes Wort beschäftigen, werden wir auch immer besser vorbereitet zu Gesprächen über den Glauben. Petrus schreibt: Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und zwar mit Sanftmut und Ehrerbietung; und bewahrt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verlästern, zuschanden werden in dem, worin sie euch als Übeltäter verleumden mögen.“ (1. Petrus 3, 15 – 16) Nicht jeder von uns ist von den Gaben her gesehen ein Evangelist (ich bin es auch nicht), aber jeder hat die Aufgabe, bereit zu sein, um wenigstens dann Rede und Antwort zu stehen, wenn wir nach unserer Hoffnung, nämlich dem Glauben an Jesus Christus, befragt werden. Und je mehr wir darüber wissen, desto besser sind wir für diesen Fall gerüstet.

7) Weil uns die Tiefe der Wahrheit zur Freude in Gott und zum Lobpreis Gottes führt
Wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen – und dies in der Tiefe und Breite tun – so wird uns das immer mehr Freude schenken. Wir erkennen immer mehr, was Gott für uns alles getan hat. Das macht uns dankbar und führt uns zum Lobpreis Gottes und zu einem gesegneten Leben.

Wie ihr nun Christus Jesus als euren Herrn angenommen habt, so lebt auch mit ihm und seid ihm gehorsam. Senkt eure Wurzeln tief in seinen Boden und schöpft aus ihm, dann werdet ihr im Glauben wachsen und in der Wahrheit, in der ihr unterwiesen wurdet, standfest werden. Und dann wird euer Leben überfließen von Dankbarkeit für alles, was er getan hat. (Kolosser 2, 6 - 7)

Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm. (Psalm 1, 1 - 3)


Donnerstag, 1. Januar 2015

5 + 1 empfehlenswerte Internetseiten

Für diejenigen, die gerne etwas mehr lesen, habe ich eine kleine Auswahl von Internetseiten zusammengestellt, die wertvolle Ressourcen für die Apologetik bereitstellen. Leider gibt es kaum etwas Vergleichbares in deutscher Sprache, dagegen sollte dringend mal was getan werden. Also, here we go:

Reasonable Faith: Dies ist die Homepage von William Lane Craig, einem der besten Apologeten unserer Zeit, wenn nicht der Beste überhaupt. Er hat schon viele Debatten gegen Atheisten und Wissenschaftler aller möglichen Gebiete gewonnen.

Stand To Reason: Diese Seite wird von Gregory Koukl und seinem Team mit Inhalten gefüllt. Auch hier gibt es viele gute Ressourcen, die uns helfen, unseren Glauben besser zu verstehen und ihn überzeugend zu erklären.

The Poached Egg: Unter diesem Namen hat Greg West eine Homepage gestaltet, auf der er ebenfalls viele Ressourcen für Apologeten bereitstellt. Er kommt ursprünglich von „Ratio Christi“, einem christlichen Verein, der ursprünglich ein Reasonable Faith Chapter an einer Universität war, inzwischen aber eine große Ministry an vielen amerikanischen Universitäten hat.

The Pearcey Report: Diese Seite wird vom Ehepaar Nancy und Richard Pearcey gestaltet. Es geht dabei um viele Themen, die die Beiden beschäftigen. Insbesondere Themen wie Weltanschauung und Intelligent Design, aber auch Politik und Kultur wird immer wieder aufgegriffen.

Apologetics315: Hier gibt es täglich neue Ressourcen. Brian Auten, welcher der Leiter des Reasonable Faith Chapters Belfast ist, sammelt ständig Neuigkeiten, Texte, Links, und so weiter zur Apologetik, die er seinen Lesern zur Verfügung stellt.


Zum Abschluss noch etwas in deutscher Sprache:

Christlicher Glaube und Philosophie: Wer sowieso schon auf Jesus.de angemeldet ist, sollte sich diese Diskussionsgruppe nicht entgehen lassen. Wer es noch nicht ist und Freude an einem guten Austausch hat, ist herzlich dazu eingeladen.