Dienstag, 13. Januar 2015

Allgemeine Offenbarung: Die Schöpfung

Wir haben bereits gesehen, dass Gott Sich auf verschiedene Art und Weise offenbart. Man unterteilt den Bereich der Selbstoffenbarung Gottes in zwei Teile, von denen jeder wieder aus zwei Teilen besteht. Hierbei unterscheidet man die allgemeine Offenbarung von der speziellen Offenbarung. Die allgemeine Offenbarung besteht aus den beiden Hauptteilen Schöpfung und Gewissen, die spezielle Offenbarung aus den Teilen Bibel und Jesus Christus. Etwas geordneter sieht das so aus:

1. Allgemeine Offenbarung
1.1. Schöpfung
1.2. Gewissen
2. Spezielle Offenbarung
2.1. Bibel
2.2. Jesus Christus

Heute möchte ich mich auf den ersten Teil des ersten Teils beschränken: Wie kann der Mensch Gott in der Schöpfung erkennen?

Paulus beginnt seine Erklärung des Evangeliums im Römerbrief mit einer Erklärung dazu: Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 18 - 24)

Mit anderen Worten: Jeder vernünftige Mensch, der die Welt anschauen kann, hat die Möglichkeit, Gott als Schöpfer darin zu erkennen. Er muss es nicht zwingend, denn er kann die Wahrheit auch verdrängen und unterdrücken. Wer das tut, dessen Herz wird immer mehr verdunkelt, bis er nur noch die Schöpfung sehen kann. Der Mensch, der so gegen Gott und gegen das Zeugnis seines eigenen Lebens rebelliert, bis er davon blind und verblendet ist, hat die Strafe für seine Rebellion gegen Gott wohl verdient. Eigentlich wird dann jede Zelle seines Körpers, jeder Stern im Universum und jedes Blatt, das im Herbst von einem Baum fällt, zum Zeigen gegen diesen Menschen, denn alles „schreit“ auf seine Art: „Schau mich an! Ich bin geschaffen! Ich habe einen Schöpfer, der mich geplant, gewollt und gemacht hat!“

Immer mehr Leute versuchen mit aller Kraft, diese Erkenntnis, die natürliche Offenbarung, mit aller Kraft zu unterdrücken. Etwa Richard Dawkins schreibt in seinem Buch „Der Gotteswahn“ sehr anschaulich, wie das praktisch gemacht wird: „Ein Atheist oder philosophischer Naturalist in diesem Sinn vertritt also die Ansicht, dass es nichts außerhalb der natürlichen, physikalischen Welt gibt: Keine übernatürliche kreative Intelligenz, die hinter dem beobachtbaren Universum lauert, keine Seele, die den Körper überdauert, und keine Wunder außer in dem Sinn, dass es Naturphänomene gibt, die wir noch nicht verstehen. Wenn etwas außerhalb der natürlichen Welt zu liegen scheint, die wir nur unvollkommen begreifen, so hoffen wir darauf, es eines Tages zu verstehen und in den Bereich des Natürlichen einzuschließen.“ (Dawkins, Richard, Der Gotteswahn, S. 25f)

Davon abgesehen, dass diese Worte von Dawkins voll unnötiger Polemik sind (etwa dann, wenn er die übernatürliche Intelligenz hinter dem Universum „lauern“ lässt), sehen wir hier die Praxis dessen, was Paulus im Römerbrief beschrieben hatte: Der gottlose Mensch klammert von Anfang an jede Möglichkeit Gottes in seinem Denken aus und ist deshalb dazu verdammt, seine Herkunft und die Herkunft des ganzen Universums auf magische Art erklären zu müssen. Denn: Aus nichts kommt nichts! Nun gut, vielleicht kann man den großen Glauben eines Herrn Dawkins auch bewundern.

Da ist doch die Erklärung Johannes Calvins viel vernünftiger: „Höchstes Ziel des seligen Lebens ist nun die Erkenntnis Gottes. Niemandem sollte der Zugang zur Seligkeit verschlossen bleiben; deshalb hat Gott nicht nur dem Menschenherzen das geschenkt, was wir den Keim der Religion nannten. Er hat sich auch derart im ganzen Bau der Welt offenbart und tut es noch heute, dass die Menschen ihre Augen nicht aufmachen können, ohne ihn notwendig zu erblicken. Sein Wesen zwar ist unbegreiflich, so dass seine Gottheit allem Verstehen der Menschen völlig unerreichbar ist. Aber er hat den einzelnen Werken zuverlässige Kennzeichen seiner Herrlichkeit eingeprägt, und diese sind so deutlich und eindrücklich, dass auch den unkundigsten und unverständigsten Menschen jede Entschuldigung mit Unwissenheit unmöglich gemacht ist.“ (Calvin, Johannes, Institutio deutsch, 1. Buch, 5. Kapitel, Teil 1)

Eine zweite interessante Frage stellt sich dabei: Was kann der Mensch unabhängig von seiner Kenntnis der Bibel aus der Schöpfung über den einen, lebendigen Gott wissen?

Der Schöpfergott muss ein mächtiger Gott sein. Wer das Universum betrachtet, kommt sich klein vor. Das ist nicht erst so, seit wir Teleskope haben. Schon lange davor haben die Menschen in den nächtlichen Sternenhimmel geschaut und haben darüber gestaunt. Doch je mehr man über die Weiten des Universums weiß, desto mehr Grund zum Staunen gibt es. Der Gott, der das alles geschaffen hat, muss wirklich groß und mächtig sein.

Der Schöpfergott muss ein exakter Gott sein. Wenn man bedenkt, wie viele Konstanten ganz genau stimmen müssen, damit das Leben auf dem Planeten Erde überhaupt möglich wird, so entdeckt man, dass dahinter ein ganz exakt ausgeführter Plan stecken muss. Spätestens hier wird deutlich, wie weit der Mensch hinter dem Standard zurückbleibt, den der Gott, der alles erschuf, gesetzt hat.

Der Schöpfergott muss ein guter Gott sein. Alles, was geschaffen ist, trägt trotz all der Zerstörung durch den Sündenfall noch immer so viel Harmonie und Schönheit in sich, dass das Auge – wohin es auch immer sieht – zerbrochene Schönheit erkennen kann. So wird deutlich, dass der jetzige Zustand nicht von Anfang an so gewesen sein kann. Doch den Erlösungsweg gibt es nur in der speziellen Offenbarung.

Johannes Calvin schreibt weiter über die Schöpfung: „Ein solches Wissen um Gott muss uns zur Verehrung Gottes reizen und zugleich auch die Hoffnung auf ein ewiges Leben in uns erwecken und aufrichten.“ (Institutio, 1. Buch, 5. Kapitel, Teil 10) Doch gibt es da ein Problem: „Jedoch wie hell und klar uns auch der Herr sich selbst und sein ewiges Reich im Spiegel seiner Werke vor Augen stellt – wir bleiben doch in unserem großen Stumpfsinn stets blind gegen solche Bezeugungen, so dass sie in uns ohne Frucht bleiben.“ (Ebd. Teil 11)

Der Mensch unterdrückt sein Wissen, verschließt die Augen, klammert jede Möglichkeit aus, um nicht zugeben zu müssen, dass die Realität, mit der wir jeden Tag konfrontiert sind, immerzu auf den einen mächtigen und lebendigen Schöpfergott hinweist. Richard Dawkins, dessen Buch ich oben zitierte, hat vor kurzer Zeit den Rat gegeben, dass Kinder mit dem Down-Syndrom abgetrieben werden sollen. Es gab einen Aufschrei deswegen und er hat sich dafür entschuldigt. Doch im Grunde genommen war dieser Vorschlag total in Übereinstimmung mit seiner Weltanschauung. Dennoch muss sich Dawkins dann auch die Frage gefallen lassen, warum er zur Abtreibung während der Schwangerschaft rät, nicht aber zu einer postnatalen „Abtreibung“. Ein Kind ist für ihn ein Kind, ein Mensch, eine Art seelenlose Maschine. Warum ist er hier so inkonsequent? Warum schützt er das Leben des Kindes dann nicht, wenn es noch ganz hilflos in der Mutter ist, aber nach der Geburt schon? Auch ein Richard Dawkins kommt hier nicht darum herum, sein inneres Wesen auszuleben, in dem er nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und deshalb einen Sinn für Gerechtigkeit besitzt. Es ist einfacher, Leben auszulöschen, solange man dies auf einen Knopfdruck machen kann. Sei es bei einem Drohnenangriff oder beim Absaugen eines Kindes im Mutterleib. Wenn man dem Gegenüber dabei in die Augen schauen muss, ist es immer viel schwerer. So beweist auch der Atheist durch sein Leben, dass seine gesamte Weltanschauung nicht dazu fähig ist, ihm durch alle Teile seines Lebens zu helfen, sondern auch er in seinem Tun immer wieder inkonsequent sein muss. Möge Herr Dawkins eines Tages seine Augen öffnen und den Schöpfergott erkennen, der alles – ihn inklusive – geplant, gewollt und geschaffen hat.

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. Es fließt die Rede Tag für Tag, Nacht für Nacht tut sich die Botschaft kund. Es ist keine Rede und es sind keine Worte, deren Stimme unhörbar wäre. Ihre Reichweite erstreckt sich über die ganze Erde, und ihre Worte bis ans Ende des Erdkreises. Er hat der Sonne am Himmel ein Zelt gemacht. (Psalm 19, 2 - 5)

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