Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Frage nach der Inspiration

Paulus schreibt an Timotheus: Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ (2. Timotheus 3, 14 - 17)

Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Im griechischen Text steht da „theopneustos“, das heißt „gottgehaucht“. Die gesamte Bibel ist somit von Gott inspiriert. Doch was bedeutet nun genau dieses „inspiriert“? Darüber gibt es eine ganze Menge von Debatten, und es ist wichtig, dass wir uns mit der Frage nach der Inspiration beschäftigen. Bevor wir die verschiedenen Theorien zur Inspiration anschauen, zunächst ein Blick auf die wichtigsten weiteren Bibelstellen zum Thema:

Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, daß keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. (2. Petrus 1, 19 - 21)
Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. (Hebräer 1, 1 - 3)

Auch von den Schriften des Neuen Testaments gilt, was die Autoren über die Bibel sagen. So zählt Petrus die Briefe von Paulus zu den heiligen Schriften hinzu: Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben. (2. Petrus 3, 15 - 16)
Paulus macht dasselbe mit den Evangelien: Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre wert geachtet werden, besonders die, welche im Wort und in der Lehre arbeiten. Denn die Schrift sagt: »Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt!«, und »Der Arbeiter ist seines Lohnes wert«. (1. Timotheus 5, 17 – 18) Hier zitiert Paulus das Lukasevangelium, nämlich Lukas 10, 7 und zählt es zur heiligen Schrift hinzu.

Und dann gibt es in der Bibel auch einige tausend direkte Zitate, in welchen Gott in direkter Rede zitiert wird. Schon nur wenn wir in der Konkordanz nach „spricht der Herr“ suchen, taucht dies 849x auf. Über 900x zusätzlich in der Vergangenheitsform: „sprach der Herr“. Und auch das Neue Testament enthält viele direkte Zitate Gottes – jedes Mal, wenn der Herr Jesus den Mund auftat, können wir sagen: So spricht der Herr.

Und nun stellt sich die Frage: Was genau bedeutet es, wenn wir sagen, dass die ganze Bibel von Gott inspiriert ist?

1. Diktattheorie
Die erste mögliche Theorie möchte ich „Diktattheorie“ nennen. Sie wird leider häufig mit dem Begriff „Verbalinspiration“ durcheinandergebracht. Die Diktattheorie besagt, dass die Autoren der Bibel Wort für Wort von Gott empfangen und Wort für Wort davon geschrieben haben. Damit wäre es wie in der Schule, wo der Lehrer einen Text vorliest und alle Schüler am Schluss genau diesen Text aufgeschrieben haben sollten. Damit hätte die Bibel nur Gott allein zum Autor. Diese Theorie versucht zwar, das Wort Gottes hoch zu halten, aber die Tatsache kommt dabei zu kurz, dass jeder Autor seinen eigenen Charakter, seine Sprache, seinen Wortgebrauch, und so weiter hat.

2. Liberale Theorien
Es gibt verschiedene liberale Theorien, die im Grunde besagen: Die Bibel enthält Gottes Worte und sie enthält daneben eine Menge Menschenworte, und der Theologe oder der Bibelleser muss versuchen, die Menschenworte davon zu eliminieren, damit am Ende das Wort Gottes übrig bleibt. Die Geschichte und die Erfahrung zeigen, dass jeder Versuch, so vorzugehen, am Ende immer dazu führt, dass man nur das in der Bibel finden kann, was man zuerst an sie herangetragen hat. So hat etwa die „Leben-Jesu-Forschung“ versucht, alle übernatürlichen Elemente aus dem Leben Jesu herauszudestillieren, doch am Ende blieb vom gesuchten „historischen Jesus“ nichts mehr übrig.

3. Existentialistische Theorie
Karl Barth, einer der wichtigsten Vertreter der existentialistischen Theologie, war der Meinung, dass die Bibel nicht per se Gottes Wort ist. Vielmehr war sie einst Gottes Wort (nämlich dann, als der jeweilige Autor sie aufgeschrieben hatte) und sie kann heute wieder zum Wort Gottes werden – aber erst durch die Predigt, erst dadurch, dass der Mensch von Gottes Wort persönlich angesprochen wird. Auch hier haben wir wieder das Problem, dass die Bibel dadurch viel zu wenig ernst genommen wird. Der Mensch wird ins Zentrum gerückt, Theologie wird zur Anthropologie (Lehre vom Menschen).

4. Personalinspiration
Diese Theorie kam vor allem im Zeitalter des Idealismus auf. Nicht die Bibel ist von Gott inspiriert, sondern die Autoren waren inspiriert, weil sie eine besondere Begegnung mit Gott hatten und deshalb ihr menschlicher Geist von Gott erfüllt und damit inspiriert war. Deshalb ist bei der Personalinspiration auch nicht alles, was die Autoren geschrieben haben, 1:1 von Gott inspiriert, sondern alles nur Menschenworte, die vom vergöttlichten Menschenverstand wiedergegeben wurden. Auch diese Theorie nimmt die Größe des Wunders der göttlichen Inspiration nicht ernst genug.

5. Realinspiration
Eine weitere Theorie nennt sich Realinspiration. Sie besagt, dass die Texte der Bibel nicht von Gott inspiriert sind und keinesfalls historisch echt sein müssen, aber die ethischen, sittlichen Themen, die seien von Gott inspiriert. Auch hier kann man dann die Themen frei nach Belieben herauspicken – die Bibel wird der totalen Beliebigkeit des Menschen unterworfen. Deshalb wird auch diese Theorie der Bibel nicht gerecht.

6. Dynamische Verbalinspiration
Die überzeugendste Theorie scheint mir jene zu sein, die ich dynamische Verbalinspiration nenne. Sie besagt, dass Gott verschiedene Menschen gebraucht hat und bei keinem von ihnen den Willen oder die Persönlichkeit ausgeschaltet, sondern im Gegenteil, in einem dynamischen Prozess gerade den verschiedenen Charakter der Autoren gebraucht, um sie am Ende alle zusammen die Bibel schreiben zu lassen, welche wir heute haben. Gott hat diesen dynamischen Prozess überwacht und dafür gesorgt, dass nicht nur alles Nötige in der Bibel zu finden ist, sondern auch dass nichts davon fehlt. Auf diese Weise ist die große Vielfalt, die wir in der Einheit der ganzen Bibel finden, auch ein Hinweis darauf, dass unser dreieiner Gott als der Drei-Eine Vielfalt in Einheit und Einheit in Vielfalt ist.

Freuet euch des HERRN, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn recht preisen. Danket dem HERRN mit Harfen; lobsinget ihm zum Psalter von zehn Saiten! Singet ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall! Denn des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Güte des HERRN. Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. Er hält die Wasser des Meeres zusammen wie in einem Schlauch und sammelt in Kammern die Fluten. Alle Welt fürchte den HERRN, und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnet. Denn wenn er spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da. (Psalm 33, 1 – 9)

Sonntag, 8. Februar 2015

Heilsgeschichte: Der rote Faden durch die Bibel

Mein zweiter Grund für die vollkommene Vertrauenswürdigkeit der Bibel besteht darin, dass die Bibel, obwohl sie über den Zeitraum von etwa 1700 Jahren und von 40 Autoren geschrieben wurde, eine innere Einheit, einen roten Faden, hat. Sie ist die Geschichte von Gott mit der Menschheit. Somit ist sie zuerst einmal eine große Sammlung von vielen historischen Dokumenten, und zugleich ist sie das eine große historische Dokument, das uns von Gott als Schöpfer erzählt, von der ersten Menschheit, die mit Gott lebte, von der Abkehr der Menschen von Gott und davon, wie Gott immer wieder auf die Menschen zugegangen ist und ihnen Sein wunderbares Wesen gezeigt hat: Seine Heiligkeit, vor der der Mensch zittert und erschrickt. Seine Gerechtigkeit, die alles sieht und am Ende nichts ungestraft lassen wird. Seine Liebe, in der Er Selbst kommt, um unsere Schuld zu bezahlen. Seine Allmacht, die sich in den Wundern zeigt. Seine Allwissenheit, welche die gesamte Weltgeschichte steuert. Seine Allgegenwart, mit der Er den Menschen nahe ist, die Ihn suchen.

In diesem Zusammenhang ist das 1. Mosebuch unvorstellbar wichtig. Edith Schaeffer, die Frau des Evangelisten und Apologeten Francis A. Schaeffer, schreibt dazu: „Man muss mit dem ersten Buch Mose anfangen. „Am Anfang … Gott.“ Das bedeutet: Am Anfang steht eine Person – eine unbegrenzte Person zwar, aber eine Person. Am Anfang – Denken, Handeln, Fühlen, Lieben, Kommunikation, Idee, Entscheiden, Kreativität. Ja, am Anfang war dieser Gott, der den Menschen nach seinem Bilde schuf. Eine Persönlichkeit, die bereits existierte. Ein persönliches Universum, erschaffen von einer Person. Ein am Menschen ausgerichtetes Universum, von einer Person erschaffen. Ein Universum, in dem es Erfüllung für die Wünsche von Künstlern, Dichtern, Musikern, Landschaftsgärtnern gibt, weil es von einem Künstler, Dichter, Musiker und Landschaftsgärtner gemacht worden ist.“ (Schaeffer, Edith, Der Erste und der Letzte, S. 16f)

Wenn wir wissen wollen, was eine Person ist, dann müssen wir nicht zuerst Menschen anschauen und dann fragen: Hmm, ist Gott wie ein Mensch? Sondern wir schauen Gott an und erkennen da, was eine Person ist, und dann sehen wir, auf wie vielen Ebenen auch wir Menschen Personen sind.

Dann gehen wir wieder ins erste Mosebuch und schauen, was das Ziel und der Zweck, der Sinn unseres Lebens ist. Und da erkennen wir, dass es das Leben in der Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Menschen ist, und dass wir einen Auftrag auf dieser Erde haben: Für sie zu sorgen, sie zu gebrauchen, sie zu studieren, sie zu bebauen, ihren Ertrag zu vermehren, und auch unser eigenes Leben zu vermehren. Gott hat uns so geschaffen, dass wir uns freuen können. Deshalb sind wir dazu gemacht, um uns an Gott und Seiner Schöpfung zu freuen. Jedes Mal, wenn wir uns über ein Gedicht oder ein Musikstück freuen, so können wir das nur, weil Gott uns mit der Fähigkeit zur Freude und Kreativität gemacht hat.

Doch leider blieb nicht alles beim Alten. Die Menschen rebellierten gegen Gott und wollten autonom werden, sie wollten selbst über Gut und Böse entscheiden und vertrauten darin Gott nicht. So sind sie der Sünde verfallen. Und bis auf den heutigen Tag gibt es (außer Jesus Christus) keinen einzigen Menschen, der so leben kann, wie es Gott gefällt. Deshalb beginnt die Heilsgeschichte. Der Mensch ist von Natur und von Geburt aus von Gott getrennt, sein Wesen ist böse, er ist ein Feind Gottes, bis zu dem Moment, in welchem er durch den Heiligen Geist wiedergeboren wurde.

Diese Wiedergeburt verspricht schon das Alte Testament auf viele verschiedene Arten und Weisen. Etwa Jeremia: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der Herr. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. (Jeremia 31, 31 – 33)

Jeremia spricht von einem neuen Bund, einem neuen Herz. Vor dem Neuen Bund musste es zuerst einen Alten Bund geben. Gott hat mit dem Volk Israel, von dem das ganze Alte Testament berichtet, einen Bund geschlossen, bei dem Gott dem Volk zusagte, Er wolle ihr Gott sein und sie Sein Volk, wenn es Seinen Willen tun würde. Doch eines um das andere Mal ist das Volk Israel seinem Gott untreu geworden. Warum? Weil es ein neues Herz und einen neuen Geist braucht. Die Geschichte von Israel lehrt uns viel: Ohne neues Herz ist es unmöglich, Gottes Willen zu tun. Deshalb gab Gott dem Volk auch bestimmte Gebote, die mit Tieropfern zu tun hatten. Eigentlich hätte jeder Mensch, der einmal gegen Gott sündigte, sofort mit dem Tod bestraft werden müssen. Doch Gott gab die Möglichkeit, dass ein teures, speziell ausgewähltes und besonders schönes Tier an der Stelle der Person sterben konnte, die gesündigt hatte. Jedes Opfer war so eine Erinnerung daran, dass der Mensch eigentlich sein Leben verwirkt hatte.

Im Neuen Testament kommt Gott Selbst in Jesus Christus auf die Erde. Jesus Christus ist das perfekte Opfer für alle unsere Sünden. So heißt es im Hebräerbrief: Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für allemal. Und jeder Priester steht da und verrichtet täglich den Gottesdienst und bringt oftmals dieselben Opfer dar, die doch niemals Sünden hinwegnehmen können; Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt, und er wartet hinfort, bis seine Feinde als Schemel für seine Füße hingelegt werden. Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden. Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist; denn nachdem zuvor gesagt worden ist: »Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihre Herzen geben und sie in ihre Sinne schreiben«, sagt er auch: »An ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken.« Wo aber Vergebung für diese ist, da gibt es kein Opfer mehr für Sünde. (Hebräer 10, 10 - 18)

Hier haben wir wieder das Zitat von Jeremia, und die Bestätigung, wie alles zusammen passt. Das Opfer von Tieren war im Alten Bund nötig, aber im Neuen Bund ist Jesus Christus das perfekte, einmalige Opfer für alle unsere Schuld. So sehen wir auch, dass die Schriften von 66 Büchern und von etwa 40 Autoren wunderbar zusammenpassen. Auch Paulus macht den Zusammenhang im Brief an die Korinther deutlich:

Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. So kennen wir denn von nun an niemand mehr nach dem Fleisch; wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, daß Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Laßt euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“ (2. Korinther 5, 14 - 21)

Freitag, 6. Februar 2015

Vertrauenswürdige Bibel: Schöpfungsgeschichten im Vergleich

Bevor wir uns den Fragen nach der Inspiration und der Irrtumslosigkeit der Bibel stellen, möchte ich zwei wichtige Gründe vorstellen, warum wir der Bibel vertrauen können. Ganz besonders wichtig ist dabei, dass wir den ersten Kapiteln der Bibel zu vertrauen lernen. Auf diesen ist die gesamte Bibel des Alten und Neuen Testaments aufgebaut. Wenn wir die ersten Kapitel der Bibel verwerfen, können wir auch den Rest inklusive der Bergpredigt gleich mit in die Tonne hauen. Dies hängt damit zusammen, dass uns diese ersten Kapitel die biblische Weltanschauung vermitteln, also die Augen schenken, mit denen wir den Rest der Bibel korrekt lesen und verstehen können. Hier finden wir Antworten auf die wichtigen Fragen im Leben: Woher komme ich? Wozu lebe ist? Wer bin ich? Was macht mich aus? Warum gibt es trotz dieser unbeschreiblichen Schönheit dennoch so viel Leid in der Welt? So wird vieles im Leben verdunkelt und unverständlich, wenn wir den ersten Teil der Bibel außen vor lassen.

Ich werde jetzt eine These aufstellen und für diese zu argumentieren versuchen. Meine These lautet:

Der ursprünglichste Bericht von der Schöpfung und der frühesten Zeit ist derjenige in 1. Mose 1 – 11 – andere ähnliche Berichte sind veränderte Versionen davon.

Häufig wird das abgestritten, indem man argumentiert, dass das 1. Buch Mose erst nach den sumerischen und babylonischen (beide im heutigen Gebiet des Irak) Versionen geschrieben worden sei, und wegen einiger Ähnlichkeiten die Autoren der Bibel bei diesen Versionen abgeschrieben worden sein müsse. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass alle Inhalte des 1. Mosebuches erst von Mose verfasst worden sein müssen. Vielmehr gibt es immer wieder Listen, die ein Hinweis darauf sind, dass sie schriftlich abgefasst und so über die Jahrhunderte und die Generationen ihren Weg zu Mose gefunden haben. So etwa in 1. Mose 5: „Dies ist das Buch der Geschichte von Adam: An dem Tag, als Gott den Menschen schuf, machte er ihn Gott ähnlich; als Mann und Frau schuf er sie; und er segnete sie und gab ihnen den Namen »Mensch«, an dem Tag, als er sie schuf. Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen Sohn zeugte, ihm selbst gleich, nach seinem Bild, und er nannte ihn Seth.“ (1. Mose 5, 1 - 3)

Genau so, wie es von Anfang an eine Sprache gab, in welcher die Menschen miteinander aber auch mit Gott kommunizieren konnten, so wird es auch früh eine Schrift gegeben haben, mit welcher sie diese Berichte aufschreiben konnten. Die frühesten Teile der babylonischen Erzählungen stammen von 2400 v. Chr. Da ist es gut möglich, dass erste Listen und Berichte, die von Mose um ca. 1600 v. Chr. Zum 1. Mosebuch verarbeitet wurden, bereits 1000 Jahre vor den babylonischen und sumerischen Erzählungen vorhanden waren.

Noch eine Bemerkung am Rande: Es wird auch häufig behauptet, dass die Bibel zwei verschiedene Schöpfungsberichte beinhalte, die sich gegenseitig widersprechen würden. Das ist ganz einfach eine falsche Behauptung. Es gibt nur einen Schöpfungsbericht, der von 1. Mose 1, 1 – 2, 4 geht. Ab 1. Mose 2, 4 beginnt nicht ein zweiter Schöpfungsbericht, sondern es wird ein Ausschnitt aus dem Schöpfungsbericht, nämlich die Erschaffung des Menschen, „herangezoomt“ und detailreicher betrachtet.

Ich möchte meine obige These zu belegen versuchen, indem ich aufzeige, dass der Inhalt von 1. Mose 1 – 11 der Bericht ist, der die meisten Elemente enthält, die rund um den Erdball in den diversen Schöpfungsberichten zu finden sind. Meine These ergibt sich aus 1. Mose 11, als der Turm von Babel zur Sprachverwirrung und die Sprachverwirrung zur weltweiten Zerstreuung der Menschen geführt hat. Es ist nur logisch, dass dann jede Sprachgruppe die Grundlinien des biblischen Schöpfungsberichts übernommen und im Laufe der Jahrhunderte an ihre neue Umgebung angepasst hat.

Im Weiteren möchte ich zu verschiedenen Stichworten versuchen, meine These zu belegen. Es ist natürlich klar, dass dies nicht umfassend geschehen kann, da es hunderte von verschiedenen Schöpfungserzählungen gibt und man so auch zu viele Stichworte aufzählen müsste. Darüber könnte man nun ganze Bücher schreiben. Mein Ziel ist einfach die wichtigsten Stichworte des biblischen Berichts der Kapitel 1 – 11 im 1. Mose.

Schöpfung aus dem Nichts
Gleich zu Beginn etwas Interessantes: Weder die sumerischen noch die babylonischen Schöpfungsmythen (wie etwa das Gilgamesch-Epos oder das Atrahasis-Epos) kennen eine Schöpfung aus dem Nichts. Vielmehr gehen diese immer von einem Urmeer aus, welchem die ersten Götter entspringen. Wenn man jedoch in den fernen Osten schweift, so findet sich die Schöpfung aus dem Nichts etwa in Polynesien, wo der Gott Kiho vor der Schöpfung allein in der Leere lebte, oder im alten Indien in der Rigveda, die zu erzählen weiß, dass es am Anfang nur das Nichtsein (Nichtexistenz) gab. Die Bibel macht klar, dass am Anfang nur Gott war und dieser alles aus dem Nichts geschaffen hatte.

Schöpfung durch das Wort
Ähnlich wie in der Bibel, welche sagt, dass Gott sprach … und es geschah, gibt es in verschiedenen Kulturen eine Erschaffung durch das Wort. So soll es etwa nach indischer Erzählung der heilige Urklang „Om“ (langgezogenes Ohhhm) gewesen sein, durch den alles entstanden sei. Dieser Klang entsteht eigentlich aus dem zusammengezogenen Aum und wird auch heute noch vielfach als meditatives Mantra gebraucht.

Trennung von Himmel und Erde
Die Bibel sagt uns: „Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidung zwischen den Wassern! Und Gott machte die Ausdehnung und schied das Wasser unter der Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung. Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag.“ (1. Mose 1, 6 – 8) So trennte Gott die Himmel von der Erde. In ähnlicher Weise kennen viele andere Erzählungen eine Erschaffung durch das Trennen von Himmel und Erde. Bei den Maori in Neuseeland sind etwa Himmel und Erde zuerst in inniger Umarmung und halten sich so umschlungen und gebären viele Kinder (die dann zu Göttern der Maori werden). Da die Kinder wachsen und es ihnen zu eng wird, schieben sie einfach die Beiden auseinander, durch diese Trennung entstehen Himmel und Erde.

Gott als Handwerker
Die Bibel kennt eine ganze Vielzahl an Berufen, die Gott bei der Schöpfung ausgeübt hat: Schöpfer, Qualitätsmanager, Namensgeber, Konstrukteur, Dekorateur, Gärtner und Töpfer. Der altägyptische Gott Ptah heißt übersetzt schon „Der Bildner“ und hat nach der Legende die Menschen auf einer Töpferplatte aus Ton erschaffen. So haben wir auch hier wieder ein Element, welches die ägyptischen Legenden aus dem ursprünglichen Bericht des 1. Mosebuchs entnommen haben.

Der Sündenfall
Nicht nur in der Bibel gibt es einen Sündenfall, sondern auch in zahlreichen weiteren Kulturen. Häufig war der Sündenfall mit einer Sintflut verknüpft worden. So etwa bei den Maya in Mittelamerika. Die Flut kam, weil die Menschen den Göttern zu wenig Respekt entgegenbrachten und zu arrogant wurden.

Der Brudermord
Auch Kain und Abel sind bekannte Phänomene. Doch auch andere Kulturen kennen den Brudermord in ihren Legenden. So etwa in Ägypten, wo Osiris durch Seth ermordet wurde, indem er in einem mit Blei beschwerten Sarkophag in den Nil geworfen wurde. Auch im antiken Rom gab es eine solche Sage, nämlich dass die Gründer der Stadt Rom, Romulus und Remus, Kinder des römischen Kriegsgottes Mars und einer Priesterin waren. Die beiden gerieten in einen Streit darüber, nach wem von den beiden die Stadt benannt werden solle, und im Zorn erschlug Romulus seinen Bruder.

Die Sintflut
Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es in vielen Teilen der Welt Flutgeschichten. Diese haben einige Gemeinsamkeiten: Die Menschheit wird böse, es braucht eine Rückkehr zur ursprünglichen Schöpfung, was durch eine Flut ermöglicht wird, die den bösen Teil der Menschheit erfasst. Und dann gibt es einen Helden im Zentrum der Flutgeschichte, der die Flut überlebt und zur Basis einer neuen Menschheit wird. Dieser Aufbau findet sich nicht nur in 1. Mose, sondern auch etwa in den sumerischen und babylonischen Schriften (wie etwa dem Gilgamesch-Epos, Atrahasis-Epos, etc.), aber selbst unter den Inuit findet sich die Erzählung von der Flut.

Der Turmbau zu Babel
Auch die Erzählung vom Turmbau findet sich in anderen Kulturen wieder. So etwa auch im sumerischen Umfeld, wo es ebenfalls um ein Bauwerk – einen Tempel – und im Gefolge dessen um die Sprachverwirrung geht.

So sehen wir, dass es sehr gute Gründe gibt, davon auszugehen, dass die Berichte der Bibel ursprünglich sind und deshalb auch der Wahrheit Gottes entsprechen.

Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Ich sinne darüber nach den ganzen Tag. Deine Gebote machen mich weiser als meine Feinde, denn sie sind ewiglich mein Teil. Ich bin verständiger geworden als alle meine Lehrer, denn über deine Zeugnisse sinne ich nach. Ich bin einsichtiger als die Alten, denn ich achte auf deine Befehle. Ich halte meine Füße fern von jedem bösen Weg, damit ich dein Wort befolge. Von deinen Bestimmungen bin ich nicht abgewichen, denn du hast mich gelehrt. Wie süß ist dein Wort meinem Gaumen, mehr als Honig meinem Mund! Von deinen Befehlen werde ich verständig; darum hasse ich jeden Pfad der Lüge. (Psalm 119, 97 - 104)