Wenn
wir vom Alten Testament sprechen, so meinen wir damit
die Sammlung der folgenden 39 Bücher:
- 5 Bücher des Gesetzes (1. - 5. Mose): Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium.
- 12 Bücher der Geschichte: Josua, Richter, Ruth, 1. und 2. Samuel, 1. und 2. Könige, 1. und 2. Chronik, Esra, Nehemia und Esther.
- 5 Bücher der Weisheitsliteratur: Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger und Hoheslied.
- 17 Bücher der Propheten: Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja und Maleachi.
Diese
Bücher zusammen machen das aus, was wir den Kanon des Alten
Testaments nennen. Kanon ist ein griechisches Wort und bedeutet
ungefähr soviel wie Schilfrohr. Das Schilfrohr wurde damals als
Maßstab gebraucht. Deshalb kann der Begriff Kanon ungefähr so
definiert werden:
„Der
Kanon ist die Gesamtmenge der Schriften, die nach eindeutigen
Kriterien und Regeln zu einer bestimmten Sammlung dazugezählt werden
können.“ (Definition von mir)
Jesus
selbst hat den gesamten Kanon immer wieder zitiert. Er nannte die
Sammlung „Das Gesetz des Mose, die Propheten und die Psalmen“
(vgl. Lukas 24, 44). Die Bücher der Geschichtsschreibung zählten
als vordere Propheten, die oben genannten Propheten als hintere
Propheten.
Die
Sammlung der Schriften des Alten Testaments begann mit Mose. Die Zehn
Worte, die Mose am Sinai bekommen hatte, waren sogar von Gott
eigenhändig geschrieben: Und
als er mit Mose auf dem Berg Sinai zu Ende geredet hatte, gab er ihm
die beiden Tafeln des Zeugnisses, Tafeln aus Stein, beschrieben mit
dem Finger Gottes.
(2. Mose 31,18) Diese Tafeln mussten in der Bundeslade aufbewahrt
werden: Zu
jener Zeit sprach der Herr zu mir: Haue dir zwei steinerne Tafeln
aus, so wie die ersten waren, und steige zu mir auf den Berg und
mache dir eine hölzerne Lade, so will ich auf die Tafeln die Worte
schreiben, die auf den ersten Tafeln waren, die du zerbrochen hast,
und du sollst sie in die Lade legen! So machte ich eine Lade aus
Akazienholz und hieb zwei steinerne Tafeln aus, wie die ersten waren,
und stieg auf den Berg, und die zwei Tafeln waren in meinen Händen.
Da schrieb er auf die Tafeln entsprechend der ersten Schrift die zehn
Worte, die der Herr zu euch auf dem Berg gesprochen hatte, mitten aus
dem Feuer, am Tag der Versammlung. Und der Herr gab sie mir. Und ich
wandte mich und stieg vom Berg herab; und ich legte die Tafeln in die
Lade, die ich gemacht hatte; und sie blieben dort, wie der Herr es
mir geboten hatte. (5.
Mose 10, 1 - 5)
Dieser
Sammlung in der Bundeslade fügte Mose noch weitere Texte hinzu: Als
nun Mose damit fertig war, die Worte dieses Gesetzes vollständig in
ein Buch zu schreiben, da gebot er den Leviten, welche die Bundeslade
des Herrn trugen, und sprach: Nehmt das Buch dieses Gesetzes und legt
es neben die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, damit es dort ein
Zeuge gegen dich sei. Denn ich kenne deinen Ungehorsam und deine
Halsstarrigkeit. Siehe, noch [bis] heute, während ich [noch] unter
euch lebe, seid ihr ungehorsam gegen den Herrn gewesen; wieviel mehr
nach meinem Tod!
(5. Mose 31, 24 – 27) Das Buch des Gesetzes sind die 5 Mosebücher,
zumindest bis kurz vor seinem Tod. Vermutlich wurden sie nach dem Tod
Mose noch vervollständigt, da der Bericht über seinen Tod auch
darin enthalten ist. Josua,
der Mose als Leiter folgte, fügte weitere Teile hinzu (vgl. Josua
24, 26), ebenso auch einige weitere Könige, Priester und Propheten.
Für
Jesus gab es interessanterweise nie eine Diskussion darüber, aus
welchen Büchern Gottes Wort besteht. Er diskutierte zwar häufig
über die Auslegung des Alten Testaments, aber nie über den Umfang.
Das Neue Testament zitiert an hunderten von Stellen Texte aus dem
Alten Testament, häufig mit der Einleitung, dass dies Worte Gottes
sind, aber nirgendwo gibt es eine Stelle, an der die sogenannten
apokryphen Bücher als Gottes Wort zitiert werden. Überhaupt wird
nur an einer einzigen Stelle etwas aus den Apokryphen zitiert, und
zwar im Judasbrief, wo Judas 14 – 15 das erste Henoch-Buch (60,8
und 1,9) zitiert. Doch ähnlich wie Paulus, der an zwei Stellen
heidnische griechische Dichter zitiert (in der Apostelgeschichte 17,
28 und in Titus 1,12), werden diese Stellen nicht gebraucht, um etwas
zu beweisen, sondern lediglich als Illustration.
Auch
die frühe Kirche hat bis zur Zeit der Reformation die Apokryphen nie
als inspirierten Teil der Bibel gesehen – bis zum Konzil von Trient
im Jahre 1546. Auch die Kirchenväter haben die Apokryphen äußerst
selten zitiert – im Gegensatz zu den kanonischen Büchern des Alten
Testaments. Deshalb tun wir gut daran, sie nicht zur Bibel selbst
hinzuzuzählen. Sie sind – so meinte bereits Martin Luther –
erbaulich zu lesen, aber sie haben auf keinen Fall dieselbe Autorität
wie die 39 oben genannten Bücher des Alten Testaments.
Ebenso
haben die Apokryphen auch kein inneres Zeugnis, dass sie zu Gottes
Wort gehören sollten. Weder haben sie ihren festen Platz innerhalb
der Heilsgeschichte, noch behaupten sie von sich selbst, sie seien
Gottes Wort – so wie das die Bibel tut.
Wenn
man die Diskussion ein wenig zurückverfolgt, kann man auch unter den
frühen jüdischen Schriftgelehrten ziemlich deutliche
Übereinstimmung finden. Es gab so gut wie gar keine Diskussion
darüber, ob die apokryphen Schriften dazuzuzählen seien – die
Überzeugung war, dass sie es nicht sind. Vielmehr gab es höchstens
ein paar Diskussionen zu den 39 Schriften des Kanons, und auch hier
nur in wenigen Fällen. Etwa das Buch Esther (weil dort Gott
überhaupt nie erwähnt wird) oder das freizügige Hohelied. Aber
auch hier war schon sehr früh – bereits etwa 200 Jahre vor unserer
Zeitrechnung – sehr klar, dass a. Die Apokryphen nicht dazu gehören
und b. die 39 Bücher unseres heutigen Alten Testaments die echten,
kanonischen Bücher sind, die Gottes Wort sind.
Nachdem
Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den
Vätern geredet hat durch die Propheten, hat
er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er
eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten
geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der
Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner
Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden
durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der
Höhe gesetzt. (Hebräer 1, 1 - 3)
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