Wenn
wir Gott beim Wort nehmen wollen, so ist es wichtig, dass wir dieses
Sein Wort auch gut kennen. Deshalb möchte ich das Thema Bibellesen
ansprechen und dabei einige gute Tipps dazu geben.
Häufig
hört man die Frage nach der richtigen Übersetzung. Es ist bei der
Bibel wie bei jedem anderen Text so, dass man dasselbe auf
verschiedene Arten übersetzen kann. Und bei jeder Übersetzung gibt
es gewisse Schwierigkeiten: Wie genau soll sie sich an den Wortlaut
halten? Wie frei darf sie sein? Mein Dozent für Bibelgriechisch
sagte dazu immer: So genau wie möglich, so frei wie nötig. Das ist
ein guter Grundsatz, aber auch er enthält wieder einen subjektiven
Spielraum. Ich denke der wichtigste Grundsatz sollte der sein: Eine
gelesene Bibel ist immer besser als eine, die verstaubt.
Häufig
ist es noch besser, wenn man mehrere Übersetzungen verwendet. Seit
meiner Zeit als Teenie habe ich mir angewöhnt, die Bibel jedes Jahr
von vorne nach hinten zu lesen. Dabei habe ich etwa alle zwei Jahre
die Übersetzung gewechselt. Zuerst eine Hoffnung für Alle, dann
eine Luther1984, dann die Neue Elberfelder, dann kamen auch noch die
hebräischen und griechischen Ausgaben der Bibel dazu, und seit
mehreren Jahren bin ich jetzt bei der Schlachter2000 gelandet. Es
macht Sinn, zuerst mit einer einfachen und damit nicht so ganz
genauen Übersetzung anzufangen. So kann man das Niveau steigern und
sich langsam an die wörtlicheren herantasten. Ebenfalls kann ich für
den Einstieg die Gute Nachricht oder die Neue evangelistische
Übersetzung empfehlen.
Wichtig
ist, dass wir einen Termin haben, um die Bibel zu lesen. Eine feste
Uhrzeit, bei mir ist das am besten am frühen Morgen gleich nach dem
Aufwachen. Dann habe ich eine ganz wichtige Audienz beim König der
Könige. Natürlich kann ich auch den ganzen Tag noch mit was anderem
kommen, aber dieser eine Termin, der ist fix. Da darf mir nichts
anderes dazwischen kommen, weil es nichts Wichtigeres gibt. Meine
Erfahrung ist, dass es ohne einen solchen Termin einfach ständig
hinausgeschoben wird und am Ende im Nirvana versandet. Aber wenn ich
fähig sein soll, einen ganzen Tag in dieser Welt zu überstehen,
dann brauche ich meine Supernahrung, meinen Zaubertrank. Es fängt
also mit der Planung an. Ohne Planung geht es nicht.
Und
dann kommt noch die Frage, wie man liest. Ich persönlich lese gern
nach Plan. Dann muss ich mich nicht erst mit der Frage herumplagen
„was ist denn heute dran“, sondern ich weiß einfach, dass genau
das dran ist, was laut Plan eben heute dran ist. Bis Ende 2013 habe
ich so jedes Jahr mit einem Jahresplan gelesen. Wenn man jeden Tag 3
– 4 Kapitel liest, so ist man in einem Jahr durch. Das ist eine
sehr wertvolle Erfahrung. So lässt sich auch leichter zusehen, dass
man eben alles liest und nicht nur ständig wieder dieselben Rosinen
herauspickt. Hier
gibt es eine ganze Auswahl von verschiedenen Bibelleseplänen. Seit
dem letzten Sommer habe ich etwas Neues versucht: Jedes Buch der
Bibel 20x am Stück lesen. Hier
habe ich mehr dazu geschrieben.
Wir
tun gut daran, das Lesen mit Gebet zu beginnen. Da bitten wir Gott
darum, unser Herz für das vorzubereiten, was wir lesen werden. Wir
tun es auch deshalb, weil wir wissen, dass Derselbe, welcher der
eigentliche Hauptautor der Bibel ist, uns die Augen für den Inhalt
öffnen kann. Genial ist: Der Inhalt der Bibel ist so tief, dass wir
auch nach dem zweihundertsten Mal Lesen noch immer Neues entdecken
können. Das ermutigt mich immer wieder, weiterzumachen und noch
tiefer zu graben.
Mit
dem Lesen ist es aber nicht vorbei. Gottes Wort will nicht nur
gelesen werden, Gott will unsere Antwort auf das Gelesene. Er spricht
zu uns ganz persönlich – mit jedem einzelnen Vers, den wir in
Seinem Wort lesen. Wir dürfen über das Gelesene nachdenken und es
für uns ganz persönlich nehmen. Ideal ist, wenn wir Gottes Wort
Fragen stellen:
-Wer
hat das gesagt?
-Zu
wem hat er es gesagt?
-Was
ist sein Ziel mit den Worten?
-Warum
sagt er es genau so und nicht etwa ganz anders?
-Wie
passt die Stelle, die ich grad lese, in das Kapitel und das Kapitel
ins ganze Buch?
Nach
diesen grundlegenden Fragen kommen im zweiten Schritt persönliche
Fragen:
-Welche
Situation kenne ich, die mit der gelesenen Stelle vergleichbar wäre?
-Wie
hätte ich an der Stelle der Person gehandelt?
-Was
wäre der richtige – von Gott gewollte – Umgang mit der Situation
gewesen?
-Was
kann ich machen, um mich bei der nächsten vergleichbaren Situation
an das Gelesene zu erinnern?
Wenn
wir den ersten Schritt überspringen und sofort nur nach der
persönlichen Bedeutung fragen, dann haben wir ein Problem, nämlich
dasjenige, dass wir ganz an Gott vorbei gehen. Zuerst müssen wir
wissen, was damals passiert ist und in welcher Zeit es geschah, und
erst dann können wir danach fragen, was Gottes Wort für unser Leben
zu sagen hat.
Und
auch damit ist der Prozess von Gottes Wort noch nicht abgeschlossen.
Wir haben jetzt zwar verstanden, worum es geht, aber jetzt wird es
richtig praktisch. Jetzt geht es nämlich darum, ein neues Verhalten
zu lernen. Wir haben gesehen, in welcher Situation wir wie handeln
sollten. Wir haben aber auch gesehen, dass wir häufig an dem
vorbeileben, wie es eigentlich sein sollte. Jetzt kommt aber noch was
ins Spiel. Jetzt bin ich nämlich mit meiner Sündhaftigkeit
konfrontiert. Ich tue Dinge, die Gott nicht gefallen. Ich sündige.
Ich brauche Vergebung. Ich bekenne Gott meine Sünden, und deshalb
darf ich wissen, dass sie mir vergeben sind. Wo Gottes Wort zu uns
spricht, da spricht es uns immer zuerst schuldig. Nicht nur einmal im
Jahr. Nicht nur, wenn ein Evangelist predigt. Sondern immer, wenn wir
es lesen. Es spricht uns schuldig. Es verlangt, dass wir Buße tun.
Dass wir unsere Sünden bekennen:
Und
das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch
verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis
ist. Wenn wir sagen, daß wir
Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so
lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht
wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander,
und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller
Sünde. Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so verführen
wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber
unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die
Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. (1.
Johannes 1, 5 - 9)
Wenn
wir das tun, so dürfen wir wissen: Er
hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht
vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der
Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so
fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns
entfernt. (Psalm 103, 10 -
12)
So
können wir Gottes Wort lesen, uns selbst dabei besser kennenlernen
und uns jeden Tag neu das wunderbare Evangelium von Jesus Christus
predigen. Und Stück für Stück werden wir sehen, dass wir durch
Gottes Gnade verändert werden. Wir werden feststellen, dass es nicht
nötig ist, Gottes Wort als Moralin zu nehmen. Gottes Wort ist nicht
dazu da, um das Gute, was in uns ist, zu verbessern und zu veredeln.
Vom Guten ist nämlich nichts da. Es gibt nichts, was veredelt werden
kann. Es kann nur die Sünde ausgerissen, ausgerottet, verbannt,
weggeworfen werden. Deshalb dürfen wir jeden Tag Gottes Wort nehmen,
lesen, betend darüber nachdenken, uns selbst das Evangelium predigen
und uns durch Gottes gnädiges Handeln an uns verändern lassen.
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