Wenn
wir über unseren Glauben nachdenken, ihn verstehen wollen und
versuchen, ihn erklärbar zu machen und dafür zu argumentieren, dass
es vernünftig ist, zu glauben, dann greifen wir auf einige
verschiedene Gebiete zurück. Dabei brauchen wir aber keine Angst vor
Fremdwörtern oder überaus komplexen Erklärungen zu haben. Wenn
jemand eine Sache nicht auch einfach und verständlich erklären
kann, so hat er sie wohl noch nicht verstanden und sollte noch einmal
seine Hausaufgaben erledigen. Mein Ziel ist es, dass hier jeder, der
möchte, mitlesen und mitreden (bzw. -schreiben) kann. Sollte also
etwas zu kompliziert erklärt sein oder sollte ich einmal unerklärte
Fachwörter benutzen, bitte immer sofort melden. Auch hierzu kann das
Formular an der Seite genutzt werden – oder die Kommentarfunktion.
Heute
möchte ich auf die drei wichtigsten Gebiete eingehen, die uns bei
diesen Fragen beschäftigen werden: Theologie, Philosophie und
Apologetik.
1)
Theologie
Im
engeren Sinne ist die Theologie die Rede von Gott, also das Sprechen
über Gott. Im weiteren Sinne ist damit alles gemeint, was
wir von Gott und über Gott wissen können. Der Theologe Albertus
Magnus, der im Mittelalter lebte, sagte das sehr schön: „Theologie
wird von Gott gelehrt, Theologie lehrt über Gott, Theologie führt
zu Gott“. Dieser dreifache Satz sagt zunächst, dass nur das
Theologie sein kann, was Gott Selbst uns Menschen lehrt. Deshalb
beschäftigt sich die Theologie mit Gottes Wort, der Bibel. Die
Theologie lehrt aber auch über Gott, also sie sagt uns, was wir von
Gott wissen können. Drittens führt uns die Theologie auch zu Gott.
Auf jeden Fall ist das ihr wichtigstes Ziel. Theologie, die nicht zu
Gott führt, hat diesen Namen nicht verdient. Die Theologie ist somit
der Bereich, der sich damit befasst, was unseren Glauben ausmacht.
Zugleich
schaut die so verstandene Theologie mit einem Auge auch auf die
Geschichte der Theologie (Historische Theologie), besonders wenn es
um die Frage geht, wie bestimmte Themen formuliert werden sollen.
Manchmal sind auch außerbiblische Begriffe hilfreich, um bestimmte
Dinge auszudrücken. Etwa das Wort „Dreieinigkeit“ kommt in der
Bibel nirgends vor, doch das Konzept, welches hinter dem Wort steckt,
nämlich dass Gott ein Gott in drei Personen und drei Personen in
einem Gott ist, lässt sich aus zahlreichen Stellen der gesamten
Bibel herleiten und ist deshalb sehr wertvoll, um von Gott zu reden.
So bekommt auch die geschichtliche Entwicklung der einzelnen
biblischen Lehren einen Platz in der Theologie.
2)
Philosophie
Ein
zweites wichtiges Gebiet ist dabei aber auch die Philosophie. Und
jetzt müssen wir gut aufpassen: Viele Christen haben Angst vor dem
Wort Philosophie, denn Paulus schreibt ja: „Habt
acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren
Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den
Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.“
(Kolosser 2,8) Hier ist mit der Philosophie eine Spekulation gemeint,
die rein auf menschlichem Denken beruht und nicht bereit ist, den
Verstand dem Wort Gottes unterzuordnen. Doch Philosophie muss nicht
zwingend so sein. Der amerikanische Philosoph Alvin Plantinga
definiert Philosophie als ein „scharfes
Nachdenken über eine bestimmte Sache“.
Und über eine bestimmte Sache scharf nachzudenken ist keinesfalls
etwas Verwerfliches. Im Gegenteil – über die richtigen Dinge
scharf nachdenken und dabei die Bereitschaft haben, von Gott und
Seinem Wort auszugehen und darüber nachzudenken ist ein Denken zu
Gottes Ehre.
Wenn
man vom Wortursprung herkommt ist das griechische Wort philo-sophia
sogar etwas zutiefst Biblisches. Wörtlich übersetzt heißt es
„Liebe zur Weisheit“, und wir wissen ja: „In ihm sind alle
Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.“ (Kolosser 2,3) Mit „ihm“ ist
hier Jesus Christus gemeint, in welchem alle diese Schätze verborgen
sind. Somit ist die echte Philosophie auch immer eine Philosophie zur
Ehre Gottes. Sie ist scharfes Nachdenken über die Schätze der
Weisheit und der Erkenntnis, die in Jesus Christus verborgen sind.
3)
Apologetik
Worte,
die mit Apologetik verwandt sind, kommen in der Bibel einige Male
vor; gemeint ist damit immer eine Rede zur Verteidigung. So muss
Paulus sich vor Agrippa verteidigen: „Agrippa
aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich zu reden! Da
streckte Paulus die Hand aus und verteidigte
sich so [...]“
(Apostelgeschichte 26,1) Ein Wort mit demselben Ursprung hat auch
Petrus verwendet: „Seid
aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der
Rechenschaft
fordert über die
Hoffnung, die in euch ist, mit Sanftmut und Ehrerbietung.“
(1. Petrus 3,15).
John
Frame gibt in seinem Buch „Apologetics for the Glory of God“
(Apologetik zu Gottes Ehre) auf den Seiten 2 - 3 drei Arten der
Apologetik an: 1. Apologetik als Beweis (man präsentiert eine gute
und vernünftige Grundlage, um zu beweisen, warum es sehr
wahrscheinlich ist, dass der christliche Glaube wahr ist), 2.
Apologetik als Verteidigung (man versucht, die Angriffe von
Nichtchristen zu beantworten) und 3. Apologetik als Angriff (man
greift die Torheit des Unglaubens und dessen Unwahrheit an).
Es
gibt noch ein viertes Gebiet, das ich ganz am Rande erwähnen möchte.
In Anlehnung an Gregory Koukls Buch „Tactics – A Game Plan for
Discussing your Christian Convictions“ könnte man das Gebiet
„Taktik“ oder auch „Gesprächsführung“ nennen. Es hat mit
Menschenkenntnis und einer Portion Psychologie zu tun. Wir wollen ja
nicht, dass sich der Andere sofort in die Ecke gedrängt fühlt,
sonst macht er dicht und ist nicht mehr bereit, offen zuzuhören, was
man ihm zu sagen hat. Koukl schlägt deshalb vor, dass man vor allem
mit Fragen arbeiten soll. Das ist in vielen Fällen ein wertvoller
Tipp. Aber auch für andere Gespräche, in denen man selbst gefragt
ist, Antworten zu geben, ist es gut, wenn man weiß, wie man dabei am
Besten vorgehen kann.
„Wandelt
in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und
kauft die Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz
gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.“
(Kolosser 4, 5 - 6)
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