Dienstag, 6. Januar 2015

Theologie, Philosophie, Apologetik

Wenn wir über unseren Glauben nachdenken, ihn verstehen wollen und versuchen, ihn erklärbar zu machen und dafür zu argumentieren, dass es vernünftig ist, zu glauben, dann greifen wir auf einige verschiedene Gebiete zurück. Dabei brauchen wir aber keine Angst vor Fremdwörtern oder überaus komplexen Erklärungen zu haben. Wenn jemand eine Sache nicht auch einfach und verständlich erklären kann, so hat er sie wohl noch nicht verstanden und sollte noch einmal seine Hausaufgaben erledigen. Mein Ziel ist es, dass hier jeder, der möchte, mitlesen und mitreden (bzw. -schreiben) kann. Sollte also etwas zu kompliziert erklärt sein oder sollte ich einmal unerklärte Fachwörter benutzen, bitte immer sofort melden. Auch hierzu kann das Formular an der Seite genutzt werden – oder die Kommentarfunktion.

Heute möchte ich auf die drei wichtigsten Gebiete eingehen, die uns bei diesen Fragen beschäftigen werden: Theologie, Philosophie und Apologetik.

1) Theologie
Im engeren Sinne ist die Theologie die Rede von Gott, also das Sprechen über Gott. Im weiteren Sinne ist damit alles gemeint, was wir von Gott und über Gott wissen können. Der Theologe Albertus Magnus, der im Mittelalter lebte, sagte das sehr schön: „Theologie wird von Gott gelehrt, Theologie lehrt über Gott, Theologie führt zu Gott“. Dieser dreifache Satz sagt zunächst, dass nur das Theologie sein kann, was Gott Selbst uns Menschen lehrt. Deshalb beschäftigt sich die Theologie mit Gottes Wort, der Bibel. Die Theologie lehrt aber auch über Gott, also sie sagt uns, was wir von Gott wissen können. Drittens führt uns die Theologie auch zu Gott. Auf jeden Fall ist das ihr wichtigstes Ziel. Theologie, die nicht zu Gott führt, hat diesen Namen nicht verdient. Die Theologie ist somit der Bereich, der sich damit befasst, was unseren Glauben ausmacht.

Zugleich schaut die so verstandene Theologie mit einem Auge auch auf die Geschichte der Theologie (Historische Theologie), besonders wenn es um die Frage geht, wie bestimmte Themen formuliert werden sollen. Manchmal sind auch außerbiblische Begriffe hilfreich, um bestimmte Dinge auszudrücken. Etwa das Wort „Dreieinigkeit“ kommt in der Bibel nirgends vor, doch das Konzept, welches hinter dem Wort steckt, nämlich dass Gott ein Gott in drei Personen und drei Personen in einem Gott ist, lässt sich aus zahlreichen Stellen der gesamten Bibel herleiten und ist deshalb sehr wertvoll, um von Gott zu reden. So bekommt auch die geschichtliche Entwicklung der einzelnen biblischen Lehren einen Platz in der Theologie.

2) Philosophie
Ein zweites wichtiges Gebiet ist dabei aber auch die Philosophie. Und jetzt müssen wir gut aufpassen: Viele Christen haben Angst vor dem Wort Philosophie, denn Paulus schreibt ja: „Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.“ (Kolosser 2,8) Hier ist mit der Philosophie eine Spekulation gemeint, die rein auf menschlichem Denken beruht und nicht bereit ist, den Verstand dem Wort Gottes unterzuordnen. Doch Philosophie muss nicht zwingend so sein. Der amerikanische Philosoph Alvin Plantinga definiert Philosophie als ein „scharfes Nachdenken über eine bestimmte Sache“. Und über eine bestimmte Sache scharf nachzudenken ist keinesfalls etwas Verwerfliches. Im Gegenteil – über die richtigen Dinge scharf nachdenken und dabei die Bereitschaft haben, von Gott und Seinem Wort auszugehen und darüber nachzudenken ist ein Denken zu Gottes Ehre.

Wenn man vom Wortursprung herkommt ist das griechische Wort philo-sophia sogar etwas zutiefst Biblisches. Wörtlich übersetzt heißt es „Liebe zur Weisheit“, und wir wissen ja: „In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.“ (Kolosser 2,3) Mit „ihm“ ist hier Jesus Christus gemeint, in welchem alle diese Schätze verborgen sind. Somit ist die echte Philosophie auch immer eine Philosophie zur Ehre Gottes. Sie ist scharfes Nachdenken über die Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, die in Jesus Christus verborgen sind.

3) Apologetik
Worte, die mit Apologetik verwandt sind, kommen in der Bibel einige Male vor; gemeint ist damit immer eine Rede zur Verteidigung. So muss Paulus sich vor Agrippa verteidigen: „Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich zu reden! Da streckte Paulus die Hand aus und verteidigte sich so [...]“ (Apostelgeschichte 26,1) Ein Wort mit demselben Ursprung hat auch Petrus verwendet: „Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, mit Sanftmut und Ehrerbietung.“ (1. Petrus 3,15).

John Frame gibt in seinem Buch „Apologetics for the Glory of God“ (Apologetik zu Gottes Ehre) auf den Seiten 2 - 3 drei Arten der Apologetik an: 1. Apologetik als Beweis (man präsentiert eine gute und vernünftige Grundlage, um zu beweisen, warum es sehr wahrscheinlich ist, dass der christliche Glaube wahr ist), 2. Apologetik als Verteidigung (man versucht, die Angriffe von Nichtchristen zu beantworten) und 3. Apologetik als Angriff (man greift die Torheit des Unglaubens und dessen Unwahrheit an).

Es gibt noch ein viertes Gebiet, das ich ganz am Rande erwähnen möchte. In Anlehnung an Gregory Koukls Buch „Tactics – A Game Plan for Discussing your Christian Convictions“ könnte man das Gebiet „Taktik“ oder auch „Gesprächsführung“ nennen. Es hat mit Menschenkenntnis und einer Portion Psychologie zu tun. Wir wollen ja nicht, dass sich der Andere sofort in die Ecke gedrängt fühlt, sonst macht er dicht und ist nicht mehr bereit, offen zuzuhören, was man ihm zu sagen hat. Koukl schlägt deshalb vor, dass man vor allem mit Fragen arbeiten soll. Das ist in vielen Fällen ein wertvoller Tipp. Aber auch für andere Gespräche, in denen man selbst gefragt ist, Antworten zu geben, ist es gut, wenn man weiß, wie man dabei am Besten vorgehen kann.

Wandelt in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und kauft die Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.“ (Kolosser 4, 5 - 6)

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