Freitag, 6. Februar 2015

Vertrauenswürdige Bibel: Schöpfungsgeschichten im Vergleich

Bevor wir uns den Fragen nach der Inspiration und der Irrtumslosigkeit der Bibel stellen, möchte ich zwei wichtige Gründe vorstellen, warum wir der Bibel vertrauen können. Ganz besonders wichtig ist dabei, dass wir den ersten Kapiteln der Bibel zu vertrauen lernen. Auf diesen ist die gesamte Bibel des Alten und Neuen Testaments aufgebaut. Wenn wir die ersten Kapitel der Bibel verwerfen, können wir auch den Rest inklusive der Bergpredigt gleich mit in die Tonne hauen. Dies hängt damit zusammen, dass uns diese ersten Kapitel die biblische Weltanschauung vermitteln, also die Augen schenken, mit denen wir den Rest der Bibel korrekt lesen und verstehen können. Hier finden wir Antworten auf die wichtigen Fragen im Leben: Woher komme ich? Wozu lebe ist? Wer bin ich? Was macht mich aus? Warum gibt es trotz dieser unbeschreiblichen Schönheit dennoch so viel Leid in der Welt? So wird vieles im Leben verdunkelt und unverständlich, wenn wir den ersten Teil der Bibel außen vor lassen.

Ich werde jetzt eine These aufstellen und für diese zu argumentieren versuchen. Meine These lautet:

Der ursprünglichste Bericht von der Schöpfung und der frühesten Zeit ist derjenige in 1. Mose 1 – 11 – andere ähnliche Berichte sind veränderte Versionen davon.

Häufig wird das abgestritten, indem man argumentiert, dass das 1. Buch Mose erst nach den sumerischen und babylonischen (beide im heutigen Gebiet des Irak) Versionen geschrieben worden sei, und wegen einiger Ähnlichkeiten die Autoren der Bibel bei diesen Versionen abgeschrieben worden sein müsse. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass alle Inhalte des 1. Mosebuches erst von Mose verfasst worden sein müssen. Vielmehr gibt es immer wieder Listen, die ein Hinweis darauf sind, dass sie schriftlich abgefasst und so über die Jahrhunderte und die Generationen ihren Weg zu Mose gefunden haben. So etwa in 1. Mose 5: „Dies ist das Buch der Geschichte von Adam: An dem Tag, als Gott den Menschen schuf, machte er ihn Gott ähnlich; als Mann und Frau schuf er sie; und er segnete sie und gab ihnen den Namen »Mensch«, an dem Tag, als er sie schuf. Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen Sohn zeugte, ihm selbst gleich, nach seinem Bild, und er nannte ihn Seth.“ (1. Mose 5, 1 - 3)

Genau so, wie es von Anfang an eine Sprache gab, in welcher die Menschen miteinander aber auch mit Gott kommunizieren konnten, so wird es auch früh eine Schrift gegeben haben, mit welcher sie diese Berichte aufschreiben konnten. Die frühesten Teile der babylonischen Erzählungen stammen von 2400 v. Chr. Da ist es gut möglich, dass erste Listen und Berichte, die von Mose um ca. 1600 v. Chr. Zum 1. Mosebuch verarbeitet wurden, bereits 1000 Jahre vor den babylonischen und sumerischen Erzählungen vorhanden waren.

Noch eine Bemerkung am Rande: Es wird auch häufig behauptet, dass die Bibel zwei verschiedene Schöpfungsberichte beinhalte, die sich gegenseitig widersprechen würden. Das ist ganz einfach eine falsche Behauptung. Es gibt nur einen Schöpfungsbericht, der von 1. Mose 1, 1 – 2, 4 geht. Ab 1. Mose 2, 4 beginnt nicht ein zweiter Schöpfungsbericht, sondern es wird ein Ausschnitt aus dem Schöpfungsbericht, nämlich die Erschaffung des Menschen, „herangezoomt“ und detailreicher betrachtet.

Ich möchte meine obige These zu belegen versuchen, indem ich aufzeige, dass der Inhalt von 1. Mose 1 – 11 der Bericht ist, der die meisten Elemente enthält, die rund um den Erdball in den diversen Schöpfungsberichten zu finden sind. Meine These ergibt sich aus 1. Mose 11, als der Turm von Babel zur Sprachverwirrung und die Sprachverwirrung zur weltweiten Zerstreuung der Menschen geführt hat. Es ist nur logisch, dass dann jede Sprachgruppe die Grundlinien des biblischen Schöpfungsberichts übernommen und im Laufe der Jahrhunderte an ihre neue Umgebung angepasst hat.

Im Weiteren möchte ich zu verschiedenen Stichworten versuchen, meine These zu belegen. Es ist natürlich klar, dass dies nicht umfassend geschehen kann, da es hunderte von verschiedenen Schöpfungserzählungen gibt und man so auch zu viele Stichworte aufzählen müsste. Darüber könnte man nun ganze Bücher schreiben. Mein Ziel ist einfach die wichtigsten Stichworte des biblischen Berichts der Kapitel 1 – 11 im 1. Mose.

Schöpfung aus dem Nichts
Gleich zu Beginn etwas Interessantes: Weder die sumerischen noch die babylonischen Schöpfungsmythen (wie etwa das Gilgamesch-Epos oder das Atrahasis-Epos) kennen eine Schöpfung aus dem Nichts. Vielmehr gehen diese immer von einem Urmeer aus, welchem die ersten Götter entspringen. Wenn man jedoch in den fernen Osten schweift, so findet sich die Schöpfung aus dem Nichts etwa in Polynesien, wo der Gott Kiho vor der Schöpfung allein in der Leere lebte, oder im alten Indien in der Rigveda, die zu erzählen weiß, dass es am Anfang nur das Nichtsein (Nichtexistenz) gab. Die Bibel macht klar, dass am Anfang nur Gott war und dieser alles aus dem Nichts geschaffen hatte.

Schöpfung durch das Wort
Ähnlich wie in der Bibel, welche sagt, dass Gott sprach … und es geschah, gibt es in verschiedenen Kulturen eine Erschaffung durch das Wort. So soll es etwa nach indischer Erzählung der heilige Urklang „Om“ (langgezogenes Ohhhm) gewesen sein, durch den alles entstanden sei. Dieser Klang entsteht eigentlich aus dem zusammengezogenen Aum und wird auch heute noch vielfach als meditatives Mantra gebraucht.

Trennung von Himmel und Erde
Die Bibel sagt uns: „Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidung zwischen den Wassern! Und Gott machte die Ausdehnung und schied das Wasser unter der Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung. Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag.“ (1. Mose 1, 6 – 8) So trennte Gott die Himmel von der Erde. In ähnlicher Weise kennen viele andere Erzählungen eine Erschaffung durch das Trennen von Himmel und Erde. Bei den Maori in Neuseeland sind etwa Himmel und Erde zuerst in inniger Umarmung und halten sich so umschlungen und gebären viele Kinder (die dann zu Göttern der Maori werden). Da die Kinder wachsen und es ihnen zu eng wird, schieben sie einfach die Beiden auseinander, durch diese Trennung entstehen Himmel und Erde.

Gott als Handwerker
Die Bibel kennt eine ganze Vielzahl an Berufen, die Gott bei der Schöpfung ausgeübt hat: Schöpfer, Qualitätsmanager, Namensgeber, Konstrukteur, Dekorateur, Gärtner und Töpfer. Der altägyptische Gott Ptah heißt übersetzt schon „Der Bildner“ und hat nach der Legende die Menschen auf einer Töpferplatte aus Ton erschaffen. So haben wir auch hier wieder ein Element, welches die ägyptischen Legenden aus dem ursprünglichen Bericht des 1. Mosebuchs entnommen haben.

Der Sündenfall
Nicht nur in der Bibel gibt es einen Sündenfall, sondern auch in zahlreichen weiteren Kulturen. Häufig war der Sündenfall mit einer Sintflut verknüpft worden. So etwa bei den Maya in Mittelamerika. Die Flut kam, weil die Menschen den Göttern zu wenig Respekt entgegenbrachten und zu arrogant wurden.

Der Brudermord
Auch Kain und Abel sind bekannte Phänomene. Doch auch andere Kulturen kennen den Brudermord in ihren Legenden. So etwa in Ägypten, wo Osiris durch Seth ermordet wurde, indem er in einem mit Blei beschwerten Sarkophag in den Nil geworfen wurde. Auch im antiken Rom gab es eine solche Sage, nämlich dass die Gründer der Stadt Rom, Romulus und Remus, Kinder des römischen Kriegsgottes Mars und einer Priesterin waren. Die beiden gerieten in einen Streit darüber, nach wem von den beiden die Stadt benannt werden solle, und im Zorn erschlug Romulus seinen Bruder.

Die Sintflut
Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es in vielen Teilen der Welt Flutgeschichten. Diese haben einige Gemeinsamkeiten: Die Menschheit wird böse, es braucht eine Rückkehr zur ursprünglichen Schöpfung, was durch eine Flut ermöglicht wird, die den bösen Teil der Menschheit erfasst. Und dann gibt es einen Helden im Zentrum der Flutgeschichte, der die Flut überlebt und zur Basis einer neuen Menschheit wird. Dieser Aufbau findet sich nicht nur in 1. Mose, sondern auch etwa in den sumerischen und babylonischen Schriften (wie etwa dem Gilgamesch-Epos, Atrahasis-Epos, etc.), aber selbst unter den Inuit findet sich die Erzählung von der Flut.

Der Turmbau zu Babel
Auch die Erzählung vom Turmbau findet sich in anderen Kulturen wieder. So etwa auch im sumerischen Umfeld, wo es ebenfalls um ein Bauwerk – einen Tempel – und im Gefolge dessen um die Sprachverwirrung geht.

So sehen wir, dass es sehr gute Gründe gibt, davon auszugehen, dass die Berichte der Bibel ursprünglich sind und deshalb auch der Wahrheit Gottes entsprechen.

Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Ich sinne darüber nach den ganzen Tag. Deine Gebote machen mich weiser als meine Feinde, denn sie sind ewiglich mein Teil. Ich bin verständiger geworden als alle meine Lehrer, denn über deine Zeugnisse sinne ich nach. Ich bin einsichtiger als die Alten, denn ich achte auf deine Befehle. Ich halte meine Füße fern von jedem bösen Weg, damit ich dein Wort befolge. Von deinen Bestimmungen bin ich nicht abgewichen, denn du hast mich gelehrt. Wie süß ist dein Wort meinem Gaumen, mehr als Honig meinem Mund! Von deinen Befehlen werde ich verständig; darum hasse ich jeden Pfad der Lüge. (Psalm 119, 97 - 104)

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