Bevor
wir uns den Fragen nach der Inspiration und der Irrtumslosigkeit der
Bibel stellen, möchte ich zwei wichtige Gründe vorstellen, warum
wir der Bibel vertrauen können. Ganz besonders wichtig ist dabei,
dass wir den ersten Kapiteln der Bibel zu vertrauen lernen. Auf
diesen ist die gesamte Bibel des Alten und Neuen Testaments
aufgebaut. Wenn wir die ersten Kapitel der Bibel verwerfen, können
wir auch den Rest inklusive der Bergpredigt gleich mit in die Tonne
hauen. Dies hängt damit zusammen, dass uns diese ersten Kapitel die
biblische Weltanschauung vermitteln, also die Augen schenken, mit
denen wir den Rest der Bibel korrekt lesen und verstehen können.
Hier finden wir Antworten auf die wichtigen Fragen im Leben: Woher
komme ich? Wozu lebe ist? Wer bin ich? Was macht mich aus? Warum gibt
es trotz dieser unbeschreiblichen Schönheit dennoch so viel Leid in
der Welt? So wird vieles im Leben verdunkelt und unverständlich,
wenn wir den ersten Teil der Bibel außen vor lassen.
Ich
werde jetzt eine These aufstellen und für diese zu argumentieren
versuchen. Meine These lautet:
Der ursprünglichste Bericht von
der Schöpfung und der frühesten Zeit ist derjenige in 1. Mose 1 –
11 – andere ähnliche Berichte sind veränderte Versionen davon.
Häufig
wird das abgestritten, indem man argumentiert, dass das 1. Buch Mose
erst nach den sumerischen und babylonischen (beide im heutigen Gebiet
des Irak) Versionen geschrieben worden sei, und wegen einiger
Ähnlichkeiten die Autoren der Bibel bei diesen Versionen
abgeschrieben worden sein müsse. Es gibt jedoch keine Hinweise
darauf, dass alle Inhalte des 1. Mosebuches erst von Mose verfasst
worden sein müssen. Vielmehr gibt es immer wieder Listen, die ein
Hinweis darauf sind, dass sie schriftlich abgefasst und so über die
Jahrhunderte und die Generationen
ihren Weg zu Mose gefunden haben. So etwa in 1. Mose 5: „Dies
ist das Buch der Geschichte von Adam: An dem Tag, als Gott den
Menschen schuf, machte er ihn Gott ähnlich; als Mann und Frau schuf
er sie; und er segnete sie und gab ihnen den Namen »Mensch«, an dem
Tag, als er sie schuf. Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen Sohn
zeugte, ihm selbst gleich, nach seinem Bild, und er nannte ihn Seth.“
(1. Mose 5, 1 - 3)
Genau
so, wie es von Anfang an eine Sprache gab, in welcher die Menschen
miteinander aber auch mit Gott kommunizieren konnten, so wird es auch
früh eine Schrift gegeben haben, mit welcher sie diese Berichte
aufschreiben konnten. Die frühesten Teile der babylonischen
Erzählungen stammen von 2400 v. Chr. Da ist es gut möglich, dass
erste Listen und Berichte, die von Mose um ca. 1600 v. Chr. Zum 1.
Mosebuch verarbeitet wurden, bereits 1000 Jahre vor den babylonischen
und sumerischen Erzählungen vorhanden waren.
Noch
eine Bemerkung am Rande: Es wird auch häufig behauptet, dass die
Bibel zwei verschiedene Schöpfungsberichte beinhalte, die sich
gegenseitig widersprechen würden. Das ist ganz einfach eine falsche
Behauptung. Es gibt nur einen Schöpfungsbericht, der von 1. Mose 1,
1 – 2, 4 geht. Ab 1. Mose 2, 4 beginnt nicht ein zweiter
Schöpfungsbericht, sondern es wird ein Ausschnitt aus dem
Schöpfungsbericht, nämlich die Erschaffung des Menschen,
„herangezoomt“ und detailreicher betrachtet.
Ich
möchte meine obige These zu belegen versuchen, indem ich aufzeige,
dass der Inhalt von 1. Mose 1 – 11 der Bericht ist, der die meisten
Elemente enthält, die rund um den Erdball in den diversen
Schöpfungsberichten zu finden sind. Meine These ergibt sich aus 1.
Mose 11, als der Turm von Babel zur Sprachverwirrung und die
Sprachverwirrung zur weltweiten Zerstreuung der Menschen geführt
hat. Es ist nur logisch, dass dann jede Sprachgruppe die Grundlinien
des biblischen Schöpfungsberichts übernommen und im Laufe der
Jahrhunderte an ihre neue Umgebung angepasst hat.
Im
Weiteren möchte ich zu verschiedenen Stichworten versuchen, meine
These zu belegen. Es ist natürlich klar, dass dies nicht umfassend
geschehen kann, da es hunderte von verschiedenen
Schöpfungserzählungen gibt und man so auch zu viele Stichworte
aufzählen müsste. Darüber könnte man nun ganze Bücher schreiben.
Mein Ziel ist einfach die wichtigsten Stichworte des biblischen
Berichts der Kapitel 1 – 11 im 1. Mose.
Schöpfung
aus dem Nichts
Gleich
zu Beginn etwas Interessantes: Weder die sumerischen noch die
babylonischen Schöpfungsmythen (wie etwa das Gilgamesch-Epos oder
das Atrahasis-Epos) kennen eine Schöpfung aus dem Nichts. Vielmehr
gehen diese immer von einem Urmeer aus, welchem die ersten Götter
entspringen. Wenn man jedoch in den fernen Osten schweift, so findet
sich die Schöpfung aus dem Nichts etwa in Polynesien, wo der Gott
Kiho vor der Schöpfung allein in der Leere lebte, oder im alten
Indien in der Rigveda, die zu erzählen weiß, dass es am Anfang nur
das Nichtsein (Nichtexistenz) gab. Die Bibel macht klar, dass am
Anfang nur Gott war und dieser alles aus dem Nichts geschaffen hatte.
Schöpfung
durch das Wort
Ähnlich
wie in der Bibel, welche sagt, dass Gott sprach … und es geschah,
gibt es in verschiedenen Kulturen eine Erschaffung durch das Wort. So
soll es etwa nach indischer Erzählung der heilige Urklang „Om“
(langgezogenes Ohhhm) gewesen sein, durch den alles entstanden sei.
Dieser Klang entsteht eigentlich aus dem zusammengezogenen Aum und
wird auch heute noch vielfach als meditatives Mantra gebraucht.
Trennung
von Himmel und Erde
Die
Bibel sagt uns: „Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung
inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidung zwischen den Wassern!
Und Gott machte die Ausdehnung und schied das Wasser unter der
Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung. Und es geschah so.
Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es
wurde Morgen: der zweite Tag.“ (1. Mose 1, 6 – 8) So trennte
Gott die Himmel von der Erde. In ähnlicher Weise kennen viele andere
Erzählungen eine Erschaffung durch das Trennen von Himmel und Erde.
Bei den Maori in Neuseeland sind etwa Himmel und Erde zuerst in
inniger Umarmung und halten sich so umschlungen und gebären viele
Kinder (die dann zu Göttern der Maori werden). Da die Kinder wachsen
und es ihnen zu eng wird, schieben sie einfach die Beiden
auseinander, durch diese Trennung entstehen Himmel und Erde.
Gott
als Handwerker
Die
Bibel kennt eine ganze Vielzahl an Berufen, die Gott bei der
Schöpfung ausgeübt hat: Schöpfer, Qualitätsmanager, Namensgeber,
Konstrukteur, Dekorateur, Gärtner und Töpfer. Der altägyptische
Gott Ptah heißt übersetzt schon „Der Bildner“ und hat nach der
Legende die Menschen auf einer Töpferplatte aus Ton erschaffen. So
haben wir auch hier wieder ein Element, welches die ägyptischen
Legenden aus dem ursprünglichen Bericht des 1. Mosebuchs entnommen
haben.
Der
Sündenfall
Nicht
nur in der Bibel gibt es einen Sündenfall, sondern auch in
zahlreichen weiteren Kulturen. Häufig war der Sündenfall mit einer
Sintflut verknüpft worden. So etwa bei den Maya in Mittelamerika.
Die Flut kam, weil die Menschen den Göttern zu wenig Respekt
entgegenbrachten und zu arrogant wurden.
Der
Brudermord
Auch
Kain und Abel sind bekannte Phänomene. Doch auch andere Kulturen
kennen den Brudermord in ihren Legenden. So etwa in Ägypten, wo
Osiris durch Seth ermordet wurde, indem er in einem mit Blei
beschwerten Sarkophag in den Nil geworfen wurde. Auch im antiken Rom
gab es eine solche Sage, nämlich dass die Gründer der Stadt Rom,
Romulus und Remus, Kinder des römischen Kriegsgottes Mars und einer
Priesterin waren. Die beiden gerieten in einen Streit darüber, nach
wem von den beiden die Stadt benannt werden solle, und im Zorn
erschlug Romulus seinen Bruder.
Die
Sintflut
Wie
bereits weiter oben erwähnt, gibt es in vielen Teilen der Welt
Flutgeschichten. Diese haben einige Gemeinsamkeiten: Die Menschheit
wird böse, es braucht eine Rückkehr zur ursprünglichen Schöpfung,
was durch eine Flut ermöglicht wird, die den bösen Teil der
Menschheit erfasst. Und dann gibt es einen Helden im Zentrum der
Flutgeschichte, der die Flut überlebt und zur Basis einer neuen
Menschheit wird. Dieser Aufbau findet sich nicht nur in 1. Mose,
sondern auch etwa in den sumerischen und babylonischen Schriften (wie
etwa dem Gilgamesch-Epos, Atrahasis-Epos, etc.), aber selbst unter
den Inuit findet sich die Erzählung von der Flut.
Der
Turmbau zu Babel
Auch
die Erzählung vom Turmbau findet sich in anderen Kulturen wieder. So
etwa auch im sumerischen Umfeld, wo es ebenfalls um ein Bauwerk –
einen Tempel – und im Gefolge dessen um die Sprachverwirrung geht.
So
sehen wir, dass es sehr gute Gründe gibt, davon auszugehen, dass die
Berichte der Bibel ursprünglich sind und deshalb auch der Wahrheit
Gottes entsprechen.
Wie habe ich dein Gesetz so lieb!
Ich sinne darüber nach den ganzen Tag. Deine Gebote machen mich
weiser als meine Feinde, denn sie sind ewiglich mein Teil. Ich bin
verständiger geworden als alle meine Lehrer, denn über deine
Zeugnisse sinne ich nach. Ich bin einsichtiger als die Alten, denn
ich achte auf deine Befehle. Ich halte meine Füße fern von jedem
bösen Weg, damit ich dein Wort befolge. Von deinen Bestimmungen bin
ich nicht abgewichen, denn du hast mich gelehrt. Wie süß ist dein
Wort meinem Gaumen, mehr als Honig meinem Mund! Von deinen Befehlen
werde ich verständig; darum hasse ich jeden Pfad der Lüge.
(Psalm 119, 97 - 104)
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